Augen auf reicht nicht: Wenn die Sehschärfe nachlässt

Wenn der Gegenverkehr beim Überholen überraschend schnell herandüst, Verkehrsschilder spät erkannt werden oder Autoscheinwerfer extrem blenden, muss nicht unbedingt eine schmutzige, zerkratzte Windschutzscheibe schuld daran sein.

Der Berufsverband Deutscher Augenärzte schätzt, dass jährlich rund 300 000 Verkehrsunfälle durch mangelnde Sehleistung verursacht werden. „Oft bemerken die Fahrer im Laufe der Jahre nicht einmal ihr Manko“, weiß Ingo Rütten vom Zentralverband der Augenoptiker (ZVA).

Autofahrer sollten regelmäßig ihre Sehschärfe überprüfen lassen: Bei nachlassender Sehschärfe evtl. ist eine neue Brille fällig. Foto: Petra Grünendahl.
Autofahrer sollten regelmäßig ihre Sehschärfe überprüfen lassen: Bei nachlassender Sehschärfe evtl. ist eine neue Brille fällig. Foto: Petra Grünendahl.
Regelmäßiger Sehtest für alle
Das Fatale daran: Über 90 Prozent der Sinneseindrücke im Straßenverkehr werden über die Augen wahrgenommen, aber zum Sehtest müssen Autofahrer nur einmal im Leben – vor der Führerscheinprüfung.

Dabei trägt jeder zweite Kraftfahrer eine Brille oder Kontaktlinsen. Selbst von denen zweifelt jeder vierte an seinem scharfen Blick. Besonders betroffen sind nicht nur die über 50-Jährigen.

Rütten: „Gerade zwischen dem 14. und 28. Lebensjahr verschlechtert sich das Sehvermögen bei vielen Menschen erheblich.“

Erste Anzeichen für eine Alters-Sehschwäche sind brennende, müde Augen, Kopf- und Nackenschmerzen. Fahrer können den Fehler selbst mit größter Anstrengung nicht mehr ausgleichen, reagieren langsam und unsicher, das Unfallrisiko steigt. Im Interesse der Sicherheit rät der ZVA deshalb zum regelmäßigen Augen-TÜV.

Wenn es dämmert und blendet
Wer am Tag schon schlecht sieht, hat’s in der Dunkelheit besonders schwer. Augenärzte und Optiker checken neben der Tagessehschärfe auf Wunsch auch die Blendempfindlichkeit sowie das Sehvermögen bei Dämmerung und Nacht.

Kritisch wird es, wenn sich Kurzsichtigkeit mit einer Nachtmyopie – eine besondere Form der Kurzsichtigkeit – paart: Das Licht von entgegenkommenden Fahrzeugen und der Straßenbeleuchtung wird gestreut, die Lampe zum Lichtkranz. Hier helfen eine vorausschauende Fahrweise und spezielle Brillen.

Die Blendempfindlichkeit kann auch auf eine Trübung der Augenlinse hinweisen und muss vom Arzt behandelt werden. Klagen tun Autofahrer über extrem helle LED-Rückleuchten und Xenon-Scheinwerfer, meldet der ADAC.

Das Lichttechnische Institut in Karlsruhe gibt jedoch Entwarnung: Tests ergaben, dass die höhere Blendung von der ungewöhnlichen Lichtfarbe und der speziellen Bauart herrührt. Das Licht tritt über eine kleinere Fläche mit höherer Dichte aus und erscheint somit nur heller als herkömmliche Leuchtmittel.

Die optimale Brille
Sie sollte große, entspiegelte und nicht zu stark getönte Gläser in der optimalen Sehstärke haben. Schmale Bügel und Fassungsränder lassen so viel wie möglich Sicht.

Brillen mit Polarisationsfilter reduzieren Spiegelungen beispielsweise auf regennasser Straße zusätzlich. Für die Sonnenbrille empfehlen Augenoptiker eine Braun- oder Grautönung. Farben von Ampeln und Warnlichtern werden so am wenigsten verfälscht.

– Presseinfo des ZDK Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe –
Foto: Petra Grünendahl