KEP-Transporter: Sicherheit wird zum Wirtschaftsfaktor in der Logistik der letzten Meile

  • Mehrheit ist bereit, in Sicherheitssysteme zu investieren
  • Zukunft des automatisierten Fahrens wird differenziert gesehen
  • Lieferdrohnen und Transportroboter spielen aktuell noch keine Rolle

 
Online einkaufen ist im Trend. Dabei geht es längst nicht nur um die „Klassiker“ wie Bücher, Kleidung oder Elektronik – es gibt praktisch nichts mehr, was nicht online bestellt wird, bis hin zu frischen Lebensmitteln. Das stellt die Zustellbranche vor besondere Herausforderungen. Die Logistik der „letzten Meile“ ist ein stark wachsender Wirtschaftszweig mit einer sehr dynamischen Entwicklung der Kundenanforderungen. Zur Messe transport logistic (9.-12. Mai in München) hat DEKRA vor diesem Hintergrund Brancheninsider befragt. Die Trendbefragung, an der rund 100 deutsche Unternehmen aus dem Bereich Kurier-Express-Paket (KEP) teilgenommen haben, unterstreicht unter anderem die große Bedeutung des Themas Sicherheit für die Branche.
 

KEP-Fahrzeuge im Einsatz. Foto: Dekra.
In Ballungszentren setzen die Paketzusteller heute fast zu gleichen Teilen auf Transporter bis 2,8 Tonnen, Transporter bis 3,5 Tonnen sowie kleine Lieferwagen. Angesichts der sich wandelnden Kundenanforderungen in Bezug auf schnelle Lieferzeiten und individuelle, teils mobile Lieferziele ist aber auch ansatzweise zu erkennen, dass das Lastenfahrrad in Ballungszentren im Trend liegt.
 
Das gilt, zumindest in der Theorie, auch für den Elektroantrieb. Fast drei Viertel der Befragten stehen dem Einsatz eines elektrisch angetriebenen Transporters grundsätzlich positiv gegenüber – allerdings geknüpft an Bedingungen. Für vier von zehn Unternehmern wäre ein günstigerer Anschaffungspreis der entscheidende Anreiz. Die Mehrheit der Befragten legt Wert auf eine größere Reichweite der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge.
 
Mehrheit ist bereit, in Sicherheitssysteme zu investieren
Eine Mehrheit der Befragten ist bereit, in Sicherheitssysteme wie Notbremsassistent, Totwinkelwarner, Abstandstempomat, Rangierassistent oder Seitenwindassistent zu investieren. Die meisten Unternehmer würden hier gerne ein Gesamtpaket kaufen. Wenn es um die Investitionssumme geht, liegt für die Mehrheit die Obergrenze bei etwa 10 Prozent des Anschaffungspreises. Prämienreduzierungen bei Versicherungen sehen mehr als ein Drittel der Befragten als Anreiz. Rund ein Viertel findet, die Serienausstattung sei in der Regel schon sicher genug.
 
Abgesehen von sicherheitsrelevanten Assistenzsystemen sieht deutlich mehr als die Hälfte der KEP-Unternehmer ihre Zusteller immer wieder in unsicheren Situationen. Nur vier von zehn Befragten sagen, es gebe hier keine Probleme. Ein Schwerpunktthema ist die Liefersituation in den Innenstädten. 60 Prozent der Befragten beklagen die zu geringe Verfügbarkeit von Haltezonen, was zu gefährlichen Situationen mit anderen Verkehrsteilnehmern wie Radfahrern und Fußgängern sowie zu Stopps in der zweiten Reihe führt.
 
„Die Trendbefragung zeigt deutlich, dass das Thema Sicherheit mit dem Wachstum der KEP-Branche noch mehr an Bedeutung gewinnt“, so DEKRA Unfallforscher Walter Niewöhner zu den Ergebnissen. „Gerade bei der Frage, wo die Zustellfahrzeuge sicher halten können, ohne gefährliche Situationen heraufzubeschwören, gibt es in vielen Innenstädten sicher Luft nach oben. Und dieses Spannungsfeld wird sich in den nächsten Jahren wohl eher noch intensivieren.“
 
Knappe Mehrheit hält zusätzliche Qualifikation der Fahrer für nötig
Eine knappe Mehrheit unterstreicht die Notwendigkeit einer zusätzlichen Qualifikation der Zustellfahrer. Mehr als 40 Prozent sind dagegen froh, überhaupt Fahrer zu bekommen. Der Hauptgrund für den Bedarf an Weiterbildung wird in den steigenden logistischen Anforderungen gesehen, etwa in der Individualisierung von Liefersituationen. Damit einher geht ein noch intensiverer Kundenkontakt als bisher.

Mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen bieten fahrzeugspezifische Weiterbildung für ihre Fahrer an. Bei den regelmäßigen Schulungsmaßnahmen ist das Thema Ladungssicherung mit großem Abstand führend, gefolgt von Fahrzeugtechnik und Navigation. Erst dahinter folgen Fahrsicherheitstrainings.
 
Differenzierte Erwartungen in Sachen automatisiertes Fahren
Automatisierte oder gar autonome Zustellfahrzeuge sieht eine Mehrheit der Befragten als Zukunftsvision, allerdings recht differenziert. Ein Viertel geht davon aus, dass ihre Zusteller innerhalb des kommenden Jahrzehnts autonom durch die Straßen fahren werden. Ebenso viele glauben ausschließlich an die automatisierte Verbindungsfahrt zwischen Ortschaften. Etwa jeder siebte Befragte rechnet damit, dass Zustellfahrzeuge direkt bei der Zustellung in der Straße autonom fahren, also etwa dem zu Fuß gehenden Zusteller autonom folgen werden. Für knapp 40 Prozent sind alle diese Szenarien dagegen kein Thema: Sie sagen, das hoch automatisierte bzw. autonome Fahren werde sich in der KEP-Branche auch auf längere Zeit nicht durchsetzen.
 
Zurückhaltung bei Drohnen und Zustellrobotern
Auch wenn Drohnen-Zustellung und kleine Transportroboter für große mediale Aufmerksamkeit sorgen, sind viele Unternehmer in der Branche auch in dieser Hinsicht mehr als skeptisch. Drei Viertel der Befragten sehen aktuell für sich keine Anwendungsmöglichkeiten. Sie können sich nach eigenen Angaben nicht vorstellen, ihre Kunden mit solchen alternativen Zustellvarianten zu bedienen.
 
– Presseinformation und Foto: Dekra –