Rückhaltesysteme im Auto: Kinder fahren mit Risiko

Bei der Kindersicherung werden viele Fehler bei der Gurtführung von Kindersitzen gemacht. Foto: ProMotor.
Falsche oder zu lockere Gurtführung, Nachlässigkeit, Zeitnot, Unkenntnis – alles Mängel und Gründe, warum Kinder im Auto mit hohem Risiko unterwegs sind. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) zog in einer Untersuchung eine beunruhigende Bilanz: Fast die Hälfte der Kids unter 12 Jahren ist im Fahrzeug nicht richtig, 60 Prozent sind sogar falsch gesichert. Im Vergleich zu Vorgängerstudien lag die Fehlerquote allerdings erstmals unter 50 Prozent.

An den Sitzen allein liegt es also nicht, dass im vergangenen Jahr 29 259 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr verunglückten – mit 37,5 Prozent am häufigsten als Insasse in einem Auto. 14 Kinder starben. Die meisten Fehler machen die Erwachsenen laut UDV-Leiter Siegfried Brockmann bei der Gurtführung. So werden bei der Babyschale Schulter- und Beckengurt vertauscht und Sitze der Gruppe 1, die mit dem Gurt fixiert werden, häufig nicht straff fixiert. Bei Crashs fliegen die Sitze wie Geschosse nach vorn. Hauptfehler in der Gruppe 2/3: Der Dreipunktgurt des Autos, der sowohl Sitz als auch Kind hält, wird oft nicht richtig eingefädelt.

Besonders hoch ist die Fehlerquote bei Erwachsenen anderer Nationalitäten, die allein schon aufgrund ihrer Sprache überfordert sind. Kampagnen wie das German Road Safety Council des Deutschen Verkehrssicherheitsrates, unterstützt von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, geben in vielen Sprachen Hilfe – online und mit einer App.

Mit diesen Regeln fahren Kinder und Eltern auf der sicheren Spur:

  • Kinder immer sichern. Das gilt auch für den kurzen Weg zur Kita um die Ecke!
  • Korrekt angurten. Die wichtigsten Regeln: Bedienungsanleitung genau lesen, auf die richtige Gurtführung achten, die Gurte straff genug ziehen.
  • Airbag abschalten. Fahren Kinder auf dem Beifahrersitz rückwärtsgerichtet mit, muss der Beifahrerairbag deaktiviert werden.
  • Kind muss zum Sitz passen. Kinder wachsen schnell aus dem Rückhaltesystem raus, oder es wird zu groß gekauft. Damit alles sitzt, sollte der Nachwuchs unbedingt bei der Probe dabei sein.
  • Sitz muss zum Auto passen. Nicht jeder Sitz passt zu jedem Auto. Der Probelauf beim Händler zeigt, ob es klappt.
  • Beratung im Kfz-Betrieb suchen. Wer aus der Bedienungsanleitung nicht schlau wird, oder auch sonst auf Nummer sicher gehen will, sucht Rat und Tat beim Profi.
  • Kindersitztests lesen. Verschiedene Institutionen prüfen regelmäßig Kindersitze in allen Größen auf Sicherheit, Bedienung, Ergonomie und Schadstoffgehalt. Das gibt eine erste Orientierung.
  • Gebrauchte Sitze mit Vorsicht kaufen. Auch wenn sie noch top aussehen, können gebrauchte Sitze innen beschädigt sein. Wer von Verwandten und Bekannten kauft, kennt die Vorgeschichte. Käufer sollten darüber hinaus auf eine gültige ECE-Norm und eine Bedienungsanleitung achten.

ProMotor – ZDK Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe