Biker gehören im Straßenverkehr zur Hochrisikogruppe; zu ihrem eigenen Schutz können sie aber viel mehr tun als bislang bekannt, der Aufwand für mehr Sicherheit ist zudem denkbar gering. Darauf hat der ACE Auto Club Europa in Stuttgart hingewiesen.
Vom 1. Juli an ist eine genormte Warnweste (EN ISO 20471:2013) auch in privat genutzten Autos mitzuführen, um sie beim Verlassen des Fahrzeugs bei Panne oder Unfall anzulegen. Für Motorräder gilt die neue Vorschrift allerdings nicht. Der ACE appelliert daher an alle Biker, sie sollten aus freien Stücken während der Fahrt grundsätzlich eine spezielle mit Reißverschluss versehene farblich auffallende Weste anziehen. „Das dient der Unfallverhütung. Wer als Motorradfahrer eine Weste mit Signalfarbe über seiner regulären Schutzkleidung trägt, wird von anderen Verkehrsteilnehmern viel besser wahrgenommen“, sagt ACE-Sicherheitsexperte Constantin Hack. Damit könne das Risiko für typische Auto-Motorrad-Kollisionen wahrscheinlich deutlich verringert werden. Zu den häufigen charakteristischen Unfallursachen gehört nach den Worten des ACE-Experten die Situation, dass etwa ein Autofahrer in eine Vorfahrtsstraße abzweigt und dabei den dort herannahenden Biker übersieht.
Dass heute auch in Deutschland immer mehr Motorradfahrer Sicherheitswesten über ihrer Schutzkleidung tragen, wertet der ACE als gutes Zeichen für ein wachsendes Sicherheitsbewusstsein. Allerdings erinnert der Club daran, dass nicht alle Warnwesten zum Einsatz auf dem Motorrad geeignet sind. „Herkömmliche Warnwesten mit Klettverschluss blähen sich im Fahrwind auf wie ein Segel, sie flattern und behindern und sind für Biker daher nicht geeignet“, betont Constantin Hack vom ACE.
Er rät zu Schutzwesten, die zwecks Motorradtauglichkeit eng anliegen müssten, sie sollten am besten auch mit einem bis zum Kragen reichenden Front-Reißverschluss versehen sein. Die in den Signalfarben Gelb, Orange oder Rot erhältlichen Warnwesten erleichtern laut ACE die Erkennbarkeit am Tage und sorgen durch retroreflektierende Elemente dafür, dass Fahrer von Einspurfahrzeugen auch nachts und in der Dämmerung eher gesehen werden.
Elastisches Material oder an den Seiten eingesetzte Stretcheinsätze sorgen dafür, dass die Weste eng anliegt, ohne zu behindern. Atmungsaktives Material oder Netzfutter erhöhen den Tragekomfort. Retroreflektierende Elemente sollten auch den Schulterbereich umfassen und möglichst auch über mit Reflektoren versehene seitliche Armansätze verfügen, meint der ACE. Ist das Motorrad mit Verkleidung oder Top-Case ausgestattet oder trägt der Fahrer einen Rucksack, wird auch auf diese Weise eine leichtere Erkennbarkeit sichergestellt.
Farbige Westen in Irland Mode, in Deutschland noch auf dem Szenen-Index
Der ACE erinnert daran, dass in mehreren europäischen Ländern unter bestimmten Voraussetzungen das Tragen von Warnwesten bereits heute vorgeschrieben ist. So müssen in Belgien, Bulgarien, Kroatien, Luxemburg, der Slowakei und in Ungarn auch Motorradfahrer eine Sicherheitsweste anlegen, wenn sie außerhalb einer geschlossenen Ortschaft wegen eine Panne anhalten. In Frankreich müssen Motorradjacken mit reflektierendem Material versehen sein, ersatzweise kann auch eine Warnweste angezogen werden. In England und Irland gehören Warnwesten für Biker schon seit geraumer Zeit zu den modischen Accessoires, während von Deutschlands Biker-Zunft die Spezial-Westen lange verschmäht wurden.
Bereits vor mehreren Jahren hat der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) im Rahmen der Aktion ‘Runter vom Gas’ die Entwicklung geeigneter Warnwesten forciert. Mittlerweile gehören sie zum festen Angebot vieler Fachgeschäfte für Motorradbekleidung. Der ACE empfiehlt, beim Kauf der zwischen etwa zehn und 50 Euro teuren Westen eher auf die Qualität als auf den Preis zu gucken. Hochwertige Motorradwarnwesten bieten ein lange haltbares Plus an Sicherheit.
– Pressemeldung vom ACE Auto Club Europa –
Foto: Konstantin Tschovikov