Neue Elternhaltestelle an der Duisburg-Huckinger Grundschule Albert-Schweitzer-StraßeVon Petra Grünendahl
Wer in der Nähe einer Schule wohnt, kennt das allmorgendliche Chaos: Eltern fahren mit dem Auto bis vor das Schultor, um ihre Kinder sicher in die Schule zu entlassen. Das beschränkt sich nicht nur auf Grundschulen, auch an weiterführenden Schulen kann man das Phänomen überfürsorglicher Eltern beobachten. Dass sie dabei die Kinder gefährden, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu Schule kommen, ist den meisten Taxi-Eltern wohl nicht klar: Hauptsache, der eigene Nachwuchs kommt bequem und sicher an!
An der Gemeinschaftsgrundschule Albert-Schweitzer-Straße in Huckingen hat die Stadt Duisburg jetzt zum Schulanfang eine „Elternhaltestelle“ ausgewiesen. Den Haltestreifen für Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, stellten Stadtentwickungsdezernent Carsten Tum, Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels, Schulleiter Andreas Geselbracht und Manfred Berns, Geschäftsführer der Bürgerstiftung Duisburg, nun bei einem Pressetermin vor. „Die Elternhaltestelle ist ein Angebot an die Eltern“, so Manfred Berns. „Ihnen muss klar gemacht werden, dass ein Halten vor der Schule gar nicht geht!“
Diese Elternhaltestelle liegt nicht direkt vorm Schultor, sondern um die Ecke an der Straße Im Ährenfeld. „Das ist so gewollt“, so Carsten Tum. Weil Kinder nämlich unmittelbar vor der Schule besonders gefährdet sind, herrscht dort absolutes Halteverbot, – an das sich aber viele Eltern nicht halten. Dieses neue Angebot soll Eltern ermöglichen, ihre Sprösslinge sicher zur Schule zu bringen, ohne dabei andere Schulkinder zu gefährden. Die GGS Albert-Schweitzer-Straße ist eine von vier Pilotschulen im Duisburger Stadtgebiet. Weitere Schulen sind die GGS Bergheimer Straße in Rheinhausen sowie zwei Grundschulen in Marxloh – an der Sandstraße und an der Ottostraße.
Duisburg. Aber sicher!
Entwickelt wurde die „Elternhaltestelle“ vom lokalen Netzwerk „Duisburg. Aber sicher!“, in dem die Stadt Duisburg, die Polizei Duisburg, die Bürgerstiftung Duisburg, die Verkehrsbetriebe DVG und die Duisburg Marketing Gesellschaft DMG zusammenarbeiten. Das lokale Netzwerk ist eingebunden in das landesweite Netzwerk Verkehrssicheres Nordrhein-Westfalen. Vom Land kommen auch Fördermittel, um die Projekte hier vor Ort zu finanzieren. Zwei Schilder markieren Anfang und Ende der Elternhaltestelle. Dazwischen finden vier bis fünf haltende Autos Platz.
Das Duisburger Netzwerk „Duisburg. Aber sicher!“ ist sehr eifrig und engagiert um die Sicherheit bemüht: Im letzten Jahr startete man mit Merkblättern zum sicheren Schulweg, erst in der vergangenen Woche wurde die Aktion „Lern – Mal – Verkehr“ für die Verkehrserziehung von Erstklässlern vorgestellt und nun als jüngstes Projekt die Elternhaltestelle. „Wir wollen hier auch Erfahrungen sammeln, wie solche Haltestellen am besten angenommen und eventuell verbessert werden können“, erklärte Carsten Tum. Nur dann können sie für Kinder ihr größtes Sicherheitspotenzial entfalten.
Ordnungswidrigkeit bislang eher kulant gehandhabt
„Wir beobachten dieses Fehlverhalten der Eltern schon seit Jahren“, erklärte Dr. Elke Bartels. Ordnungshüter hätten bislang aber eher kulant reagiert. Sollte die Elternhaltestelle nicht wie gewünscht angenommen werden, müsste man aber über Ordnungsmaßnahmen wie Strafzettel nachdenken, so Bartels. Das ist auch dringend nötig, um das Gefahrenpotenzial für die Schulkinder zu senken. Wenn der Autoverkehr direkt vor den Schulen auf ein absolut notwendiges Minimum reduziert werden kann, ist viel gewonnen.
„Wir haben die Eltern informiert, was es mit der Elternhaltestelle auf sich hat und dass sie ihre Kinder künftig dort absetzen sollen“, erklärte Andreas Geselbracht, Schulleiter der Albert-Schweitzer-Grundschule. Eltern sollen ihre Kinder an der Haltestelle absetzen und die restlichen guten hundert Meter zu Fuß gehen lassen. Bis das in den Köpfen der Eltern ankommen ist, scheint aber auch noch ein bisschen zu dauern. Manche Eltern parken nämlich an der Elternhaltestelle, um ihre Sprösslingen die letzten Meter zu Fuß zu begleiten. SO ist das aber nicht gedacht, denn die letzen Meter sollten die Kinder eigenständig bewältigen. Hier können Eltern einen guten Beitrag leisten, ihre Kinder zu mündigen und kompetenten Verkehrsteilnehmern zu erziehen.
Schule mit großen Einzugsgebiet
„Wir sind mit 400 Kindern die größte Grundschule in Duisburg“, erzählte Schulleiter. Rund 100 Kinder würden regelmäßig von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht. Bei Regen wäre wären es sogar 150 Schüler. „Zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule wäre wünschenswert“, so Carsten Tum. Das ist aber nicht immer zu realisieren. Das Einzugsgebiet der Huckinger Schule ist sehr groß. „Da gibt es auch Kinder, die zwei Kilometer Schulweg haben“, wusste der Grundschulrektor zu berichten. Die will gerade bei Regen keiner zu Fuß gehen lassen. Ansonsten ist aber auch bei den Eltern noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, ab welchem Alter man dem Kind welche Strecken alleine zutrauen kann. Wenn die Elternhaltestelle angenommen wird, sollte dies auch zur Folge haben, dass direkt vor der Schule weniger Autos vorbeifahren und dort Kinder gefährden, die die Straßenseite wechseln.
In der Albert-Schweitzer-Straße sind außer den Elterntaxis praktisch nur Anwohner unterwegs. Das Gefahrenpotenzial für die Grundschüler stellen in erster Linie der geballte Eltern-Verkehr morgens und mittags dar. Inwieweit der absolut und unbedingt notwendig ist, liegt natürlich in der Entscheidung der Eltern. Aber es hat noch keinem Kind geschadet, wenn ihm Eltern altersgemäß mehr zugetraut haben. Nur so lernen sie Eigenständigkeit und Verantwortung. Siehe hierzu auch den Kommentar: „Kinder haben ein Problem – nicht nur mit dem Fahrradfahren“.
© 2014 Petra Grünendahl (Text und Fotos)