Provokationen im Straßenverkehr: Tief durchatmen!

Provokationen im Straßenverkehr: Besser gelassen reagieren. Foto: Dekra.
Zugegeben, es gibt Autofahrer, die einem die Vorfahrt nehmen, zu dicht auffahren oder den Parkplatz vor der Nase wegschnappen. „Die in diesen Fällen typische Interpretation ist, dass es sich dabei um eine Bösartigkeit des anderen Fahrers handelt“, sagt Thomas Wagner, Verkehrspsychologe bei DEKRA. „Der Mensch neigt dazu, bei anderen die schlechten Motive zu überschätzen und Unzulänglichkeiten zu unterschätzen.“
Wer unter Anspannung und Stress steht, denkt demnach eher nicht daran, dass der an- dere Verkehrsteilnehmer mit der Situation überfordert sein könnte und deshalb falsch reagiert. Dass er vielleicht abgelenkt war oder ein Verkehrsschild übersehen hat, er- scheint weniger plausibel als ein absichtsvolles Fehlverhalten.
 
Der Ärger darüber löst eine Stressreaktion aus, der Blutdruck steigt, die Muskulatur wird stärker durchblutet, die Atmung schneller. „Das hat zur Folge, dass Blut aus dem Gehirn abgezogen wird und wir instinktiv und nicht abwägend-reflexiv handeln“, erklärt der Ex- perte. „Das kann der Beginn einer Aggressionskaskade sein.“ Im Sinne der Straßenver- kehrsordnung ist das gewiss nicht. Dort sind ständige Vorsicht und gegenseitige Rück- sicht bereits im ersten Paragraphen festgelegt.
 
Was also ist zu tun, wenn man sich als Autofahrer provoziert fühlt? „Am besten ist, an geeigneter Stelle anhalten, den Motor abschalten und tief durchatmen“, empfiehlt der Verkehrspsychologe. Ist das nicht möglich, kann es helfen, die Lieblingsmusik aufzudre- hen oder mit dem Beifahrer über ein möglichst angenehmes Thema zu sprechen. Als eine Art Befreiungsschlag könne man auch kurz losbrüllen, so der DEKRA-Experte. „Aber nur dann, wenn man sich anschließend wieder unter Kontrolle hat.“ Um bei der Weiter- fahrt nicht ständig an die vermeintliche Aggression des anderen Autofahrers zu denken, empfiehlt Wagner auch, sich zehn Minuten lang bewusst auf das eigene Fahrverhalten zu konzentrieren und etwa häufiger als sonst den Tacho zu kontrollieren.
 
– Presseinformation der DEKRA –