Verkehrserziehung: Jugendverkehrsschule in Duisburg-Rheinhausen neu gestaltet

Drittklässler üben Verkehrssituationen im geschützten Raum
Von Petra Grünendahl

Der mittlerweile pensionierte Polizist Horst Sommer übernahm bei der Eröffnung 1969 mit sieben Kollegen die Verkehrserziehung der Grundschüler in Rheinhausen. Foto: Petra Grünendahl.
„Mit meinen Söhnen Andre und Marc habe ich hier schon vor der Grundschule Verkehrserziehung gemacht“, erzählte Horst Sommer. Der ehemalige Polizist war damals Bezirksbeamter in Rheinhausen und hat seit der Eröffnung der Jugendverkehrsschule an der GGS Bergheimer Straße Kindern der Rheinhauser Grundschulen das Einmaleins des Verhaltens im Straßenverkehr beigebracht: Dreizehn Jahre lang bis zu seiner Versetzung nach Neudorf. Rund 114.500 Kindern hätten sie in den Jahren insgesamt betreut, erklärte Sommer. Er und seine damals sieben Kollegen durften einerseits nur in ihrer Freizeit dort (ehrenamtlich) tätig sein, aber in Dienstuniform. Das war so gewollt: „Neben Spaß und Spiel bei der Verkehrserziehung sollten die Kinder auch Kontakt zur Polizei bekommen“, so der Ex-Polizist. Das sei auch nach der Eingemeindung so geblieben. Die Duisburger Regelung sei nicht übernommen worden: Dort waren an den beiden Jugendverkehrsschulen in Walsum und Duissern pensionierte Polizeibeamte im Einsatz.
 
Nach der Neugestaltung konnte die Jugendverkehrsschule an der Bergheimer Straße wieder nun in Betrieb genommen werden. Bei einem Pressetermin übergaben Oberbürgermeister Sören Link, Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels und Herbert Schulz, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Duisburg, die Anlage an die Grundschulen im Westen der Stadt. Die Neugestaltung war nötig, weil die Einrichtung nach fast 48 Jahren zum einen baulich nicht mehr in dem besten Zustand war, aber auch aktuellen Verkehrsanforderungen nicht mehr entsprach. Nach einer grundlegenden Reinigung des teils zugewachsenen Asphalts teilte man die Straßenabschnitte neu auf, legte Radwege und Schutzstreifen auf der Fahrbahn an und erneuerte die Verkehrsschilder. Ein verkehrsberuhigter Bereich (Spielstraße) und ein Kreisverkehr vervollständigen den Verkehrsübungsplatz: Hier können Schüler zum Ende der dritten Klasse nach einer theoretischen Schulung in einem geschützten Bereich die Praxis erproben, bevor sie unter Anleitung von Lehrern, Polizisten der Verkehrsunfallprävention und Eltern im realen Verkehr zum Schuljahresende ihre Fahrradprüfung ablegen.
 
Am 1. September 1969 an die Stadt Rheinhausen übergeben
Neu gestaltet konnte die Jugendverkehrsschule an der Bergheimer Straße wieder ihrer Bestimmung übergeben werden. Foto: Petra Grünendahl.
Die rund 3.800 Quadratmeter große Anlage mit 1.700 Quadratmetern Fahrbahn-, Rad- und Gehwegsflächen war im Jahr 1969 für rund 112.000 D-Mark (inklusive Funkanlage) hinter der Grundschule Bergheimer Straße errichtet worden. Weitere 100.000 D-Mark investierte man drei Jahre später in einen Pavillon mit Schulungsraum, wo dann vor dem praktischen Teil die Theorie vermittelt werden konnte. „Die Idee war, den Kindern Verhaltensweisen für den Straßenverkehr zu vermitteln und in einem Schonraum mit ihnen einzuüben“, erzählte Horst Sommer. Auf Streife in Rheinhausen sei er damals oft von seinen Verkehrsschülern angesprochen worden und dann auch mit den Eltern ins Gespräch kommen, erinnerte er sich.
 
In den Anfangsjahren übten die Polizisten außerhalb ihrer Dienstschichten täglich vormittags (außer an Sonn- und Feiertagen sowie in den Schulferien) mit Schülern der Klassen zwei bis vier und ihren Lehrern, erinnerte sich Horst Sommer. Heute kann jede Grundschule zwei Mal im Jahr mit ihren dritten Klassen auf die Anlage. Es gäbe aber auch noch Zusatztermine, zu denen die Schulen mit anderen Klassen auf die Anlage könnten, erzählte eine Verkehrserziehungskoordinatorin.
 
Als die Kett-Cars noch Autos ersetzten
Freuten sich über die zeitgemäß gestaltete Anlage der Jugendverkehrschule Rheinhausen (v. l.): Herbert Schulz (Bürgerstiftung), Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels und Oberbürgermeister Sören Link. Foto: Petra Grünendahl.
In der Anfangszeit waren bei Übungsstunden neben Fußgängern und Radfahrern auch Kett-Cars auf dem Platz unterwegs, die für den Autoverkehr standen: Sie waren ebenso wie die Fahrräder (und Schulungsmaterial) von der Shell-Jugendstiftung gesponsert worden und entsprechend in Gelb und Rot lackiert und mit Logo verziert. Den Rollentausch gibt es heute nur noch zwischen Fahrradfahrern und Fußgängern. Kett-Cars fahren auf der Anlage nicht mehr.
 
Sogar an seine Fahrten mit dem Tret-Trecker kann sich Andre Sommer noch erinnern. Er war drei Jahre alt, als ihn sein Vater in der Anfangszeit mit auf den Kinder-Verkehrsübungsplatz nahm. Später, während seiner Grundschulzeit in den frühen 1970er-Jahren waren er dann beim Verkehrstraining mit Fahrrad und Kett-Car auf dem Parcours unterwegs. Und später genoss er das Privileg, noch mit Mofa und 80er üben zu können, da sein Vater Zugang zur Übungsstrecke hatte.
 
Netzwerk „Duisburg. Aber sicher!“ bedankt sich bei den Unterstützern
Sponsoren ermöglichten die Sanierung der Jugendverkehrsschule an der Bergheimer Straße (v. l.): Herbert Schulz (Bürgerstiftung), Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels, Verkehrserziehungskoordinatorin Brigitte Vogel und Oberbürgermeister Sören Link. Foto: Petra Grünendahl.
Ermöglicht hatten die Neugestaltung mehrere Unternehmen wie Total oder die Verkehrswacht Duisburg mit finanzieller Unterstützung. Wirtschaftsbetriebe und das Immobilien-Management Duisburg (IMD) trugen mit Arbeitsleistungen dazu bei. Die Projektsteuerung oblag der Bürgerstiftung Duisburg in Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement, den Wirtschaftsbetrieben und der Polizei. Alle Planungen wurden mit den Verkehrserziehungskoordinatorinnen der Grundschulen abgestimmt. Die Erneuerung der Anlage hat rund 25.000 Euro verschlungen, die über Geld- und Sachleistungen aufgebracht worden sind. Mit der Anlage an der Bergheimer Straße ist nun die Sanierung aller Jugendverkehrsschulen in Duisburg abgeschlossen.
 
© 2017 Petra Grünendahl (Text und Fotos)