DEKRA legt HU-Zahlen für das Jahr 2017 vor: Jeder fünfte Pkw mit erheblichen Mängeln

An mehr als jedem dritten Pkw stellten die Sachverständigen von DEKRA im Jahr 2017 bei der Hauptuntersuchung Mängel fest. Mit 36,3 Prozent blieb der Anteil der beanstandeten Fahrzeuge gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert (2016: 36,5 Prozent). Dies geht aus der neuesten Prüfstatistik der Sachverständigenorganisation DEKRA hervor, die bundesweit mehr als jede dritte Hauptuntersuchung durchführt.
 

  • 36,3 Prozent der Pkw bei der Hauptuntersuchung beanstandet
  • Zahlreiche Mängel an der Bremsanlage
  • Leicht positiver Trend bei der Beleuchtung

 

Fahrzeugprüfung. Foto: Dekra.
Der Anteil der Pkw mit erheblichen Mängeln, denen die HU-Prüfplakette nicht auf Anhieb erteilt werden konnte, lag im vergangenen Jahr mit 21,8 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres (2016: 21,9). Auch bei den geringen Mängeln gab es mit 14,4 Prozent (2016: 14,5 Prozent) nahezu keine Veränderung. „Die festgestellten Mängel an Pkw liegen somit fast auf dem Niveau des Vorjahres“, so die Bilanz von Christoph Nolte, dem Technischen Leiter beim DEKRA e.V. Stuttgart.
 
Der Trend, dass eine zunehmende Zahl der Autofahrer, die den vorgeschriebenen Prüftermin nicht einhalten hält an. Im Jahr 2017 erhöhte sich ihr Anteil auf 30,7 Prozent – ein Plus von 1,7 Prozentpunkten gegenüber 2016.
 
Angeführt wird die Mängelstatistik von lichttechnischen Mängeln (25,7 Prozent), gefolgt von Umweltbelastung (21,3 Prozent), Bremsanlage (18,8 Prozent) sowie Achsen, Rädern und Reifen (13,2 Prozent). Auf den weiteren Plätzen folgen Fahrgestell und Rahmen (6,4 Prozent) sowie die Sichtverhältnisse (3,4 Prozent).
 
Als häufigste Einzelmängel stellte DEKRA Ölverlust an Motor oder Getriebe, falsch eingestelltes oder defektes Abblendlicht, ausgeschlagene Spurstangen, zu hohe Abgaswerte und Brüche an Fahrwerksfedern fest. Einen besonderen Mängelschwerpunkt bildet nach wie vor die Bremsanlage, die durch Mängel auffällt, die unmittelbar die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. Typisch sind unter anderem verschlissene Bremsscheiben und -trommeln, eine mangelhafte Bremswirkung der Radbremsen, korrodierte Bremsleitungen und defekte Bremsschläuche sowie abgenutzte Bremsbeläge.
 
Eine erfreuliche Entwicklung gab es im vergangenen Jahr im Bereich Lichttechnik. So weist die Anzahl der Mängel in dieser Baugruppe eine leicht rückläufige Tendenz auf. Das Abblendlicht, der zweithäufigste Einzelmangel überhaupt, wies deutlich seltener Mängel auf als im Vorjahr; auch Nebelscheinwerfer, Parkleuchten und Kennzeichenbeleuchtung wurden seltener beanstandet. „Ich beobachte, nachdem moderne Scheinwerfersysteme in die Fahrzeuge Einzug gehalten haben, dass die Kfz-Betriebe in Prüfsysteme investieren und der Scheinwerfereinstellung mehr Aufmerksamkeit widmen. Das findet bei der HU offensichtlich positiven Niederschlag“, erklärt Nolte.
 
Die aktuellen HU-Zahlen weisen nach wie vor auf eine Sicherheitslücke bei älteren Pkw hin, so steigt die Mängelquote mit zunehmendem Fahrzeugalter stark an. Pkw bis drei Jahre werden bei der Hauptuntersuchung nur zu 8,0 Prozent beanstandet. Der Anteil mangelhafter Pkw steigt mit zunehmendem Pkw-Alter stetig an und liegt bei den neun bis zwölf Jahre alten Fahrzeugen im Schnitt bei 45,0 Prozent. Auch der Anteil der erheblichen Mängel erhöht sich auf mehr als das Fünffache: von 5,0 auf 27,0 Prozent. Nolte fordert deshalb die Autofahrer auf, keinesfalls an Wartung oder Reparatur zu sparen.
 
Unfallrisiko durch technische Fahrzeugmängel
Die Sachverständigen von DEKRA weisen darauf hin, dass technische Fahrzeugmängel insbesondere an den Bremsen, an Lenkung, Radaufhängung, und Lichttechnik immer wieder zu Unfällen mit schwerwiegenden Folgen führen können, wie folgende Beispiele der Verkehrsunfallanalyse von DEKRA zeigen:
 
Durchgerostete Bremsleitung. Bei einem starken Aufprall eines Pkw auf ein vorausfahrendes Fahrzeug wurde der Fahrer schwer verletzt. Die technische Untersuchung des Fahrzeuges brachte die Ursache der Kollision zum Vorschein: Durchgerostete Bremsleitungen hatten zu einem vollständigen Verlust der Bremsflüssigkeit und damit zum kompletten Funktionsausfall der Bremsen an den Hinterrädern geführt.
Abgerissener Bremsbelag. In einem anderen Fall kam ein Pkw von der Straße ab und prallte gegen einen Laternenmasten. Als Ursache entdeckten die Sachverständigen einen abgerissenen Bremsbelag am rechten Hinterrad, dessen Verbindung zum Belagträger durch eine Unterrostung stark geschwächt war. Beim Bremsen riss der Belag vom Träger ab und verklemmte sich, das rechte Hinterrad blockierte und das Fahrzeug brach nach rechts aus.
Defekte Radaufhängung. Ein Pkw kam innerorts plötzlich nach rechts von der Fahrbahn ab und kollidierte mit einem geparkten Fahrzeug. Die technische Fahrzeuguntersuchung ergab ein Bauteilversagen des Radträgers und einen Vorschaden am Zapfen des Gelenkkopfes. Diese Mängel führten zum plötzlichen Ausbrechen des Fahrzeuges nach rechts. Der Fahrer wurde nur leicht verletzt. Bei einer höheren Geschwindigkeit hätte dieser Mangel allerdings schwerste Unfallfolgen nach sich ziehen können.
Die zehn häufigsten Mängel an Pkw
 
1. Ölverlust an Motor oder Getriebe
2. Falsch eingestelltes oder defektes Abblendlicht
3. Defekte Radaufhängung, ausgeschlagene Spurstangen
4. Nicht intakte Kennzeichenbeleuchtung
5. Zu hohe Abgaswerte, Rost an der Abgasanlage
6. Gebrochene Fahrwerksfeder, ausgeschlagene Stabilisatoren
7. Warndreieck, Verbandskasten
8. Verschlissene Bremstrommeln / Bremsscheiben
9. Unzureichende, einseitige Bremswirkung
10. Mängel an Kennzeichen, fehlende Betriebserlaubnis etc.
Dekra