Meilenstein: Praktische Fahrprüfung soll noch mehr zur Verkehrssicherheit beitragen

DEKRA stellt Änderungen zum 1. Januar 2021 vor

Auffälligste Änderung im Rahmen der Optimierten Praktischen Fahrerlaubnisprüfung ist die Einführung des elektronischen Prüfprotokolls. Foto: Dekra.
Die praktische Fahrerlaubnisprüfung in Deutschland steht vor einer wichtigen Veränderung: Nach jahrelangen Vorbereitungen wurde zum 1. Januar 2021 ein deutlich verbessertes Prüfungsverfahren eingeführt: Die „optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung“, kurz OPFEP, mit dem elektronischen Prüfprotokoll. Das neue Verfahren gilt für alle Führerscheinklassen. Es sorgt für noch mehr Objektivität in der Bewertung, verbessert die Rückmeldung an Führerscheinbewerber und Fahrschulen und soll so einen weiteren Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten. „Das ist nicht weniger als ein Meilenstein im Fahrerlaubniswesen in Deutschland“, sagt Dr. Roland Krause, Vorstandsmitglied im DEKRA e.V. Dresden und Leiter der Technischen Prüfstelle.

  • Deutlich verbessertes Prüfungsverfahren mit elektronischem Prüfprotokoll
  • Ganzheitliche Bewertung und transparente Dokumentation
  • Konzept wissenschaftlich untersucht und in 9.000 Prüfungen erprobt

Die OPFEP ist in enger Zusammenarbeit der TÜV | DEKRA arge tp 21 mit den Technischen Prüfstellen, Behörden, Fahrlehrerverbänden und der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) entwickelt und evaluiert worden. In rund 9.000 Prüfungen wurde sie erprobt. Nach einer wissenschaftlichen Analyse dieser Erprobung hat die BASt eindeutig empfohlen, die OPFEP einzuführen. Im März 2019 wurde die Fahrerlaubnis-Verordnung entsprechend geändert, der 1. Januar 2021 ist der Stichtag.

„Mit der OPFEP wurden die Anforderungen an Fahrerlaubnisbewerber vollständig definiert, was sicherheitsrelevante Fahraufgaben angeht“, so Dr. Andreas Schmidt, Leiter Fahrerlaubniswesen bei der DEKRA Automobil GmbH. „Damit gibt es bundeseinheitliche Standards, welche Fahraufgaben geprüft werden müssen, welche Anforderungen dabei zu erfüllen sind und wie die Bewertungs- und Entscheidungskriterien aussehen. Das erhöht die Objektivität und die Transparenz im Prüfverfahren. Gleichzeitig ist der Fahraufgabenkatalog in Zukunft eine wichtige Grundlage für die Ausbildung in der Fahrschule.“

Auffälligste Änderung im Rahmen der Optimierten Praktischen Fahrerlaubnisprüfung ist die Einführung des elektronischen Prüfprotokolls. Foto: Dekra.
„Der Fahraufgabenkatalog beschreibt überhaupt zum ersten Mal umfassend, wie man sicher Auto fährt“, sagt Dieter Quentin, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. „Damit greifen alle, die an der Fahranfängervorbereitung beteiligt sind, auf dieselbe Grundlage zurück – ein ganz entscheidender Vorteil.“

Im elektronischen Prüfprotokoll dokumentiert der Prüfer in einer speziell entwickelten Software auf dem Tablet seine Bewertung für alle Fahraufgaben, in denen der Bewerber eine überdurchschnittliche Leistung erbringt oder einen Fehler macht. Für andere Fahraufgaben, in denen sich der Bewerber den Erwartungen entsprechend verhält, ist keine gesonderte Dokumentation nötig. „Der Prüfer wird also in seiner Hauptaufgabe nicht eingeschränkt“, so Dr. Andreas Schmidt, „nämlich in der Beobachtung des Bewerbers während der Fahrt.“

Im Anschluss an die Prüfungsfahrt bewertet und dokumentiert der Prüfer alle acht Fahraufgaben und alle fünf Fahrkompetenzbereiche zusammenfassend in ihrem Wechselspiel. Die Fahrkompetenz wird damit ganzheitlich bewertet. „Der Prüfer kommt transparent und strukturiert von Einzelereignissen, die er festgestellt hat, über die zusammenfassende Fahrkompetenzeinschätzung zu seiner Prüfungsentscheidung“, erklärt Dr. Schmidt. „Wichtig ist zu sagen: Alle Entscheidungen trifft weiterhin der Prüfer. Das Programm unterstützt ihn dabei.“

Elektronisches Prüfprotokoll: Bessere Rückmeldung für den Bewerber
Ein wichtiger Vorteil dieses elektronischen Prüfprotokolls mit seiner einheitlichen und transparenten Dokumentation liegt in den Möglichkeiten für den Bewerber, aus der Prüfungsfahrt zu lernen. „Er bekommt zusätzlich zum Gespräch nach der Prüfung eine aussagekräftige schriftliche Rückmeldung, was gut war und was nicht – und zwar unabhängig davon, ob die Prüfung letztlich bestanden wurde oder nicht“, so der Leiter Fahrerlaubniswesen bei DEKRA.

Anonymisiert und zusammengefasst können die elektronischen Prüfprotokolle in Zukunft auch wichtiges Datenmaterial liefern, um die Fahrerlaubnisprüfung auf wissenschaftlicher Grundlage ständig weiter zu verbessern.

Ab 1. Januar 2021 wird die praktische Fahrerlaubnisprüfung in allen Klassen zehn Minuten länger dauern als bisher. „Das liegt nicht an der Einführung des elektronischen Prüfprotokolls, sondern an der inhaltlichen und methodischen Weiterentwicklung der Prüfung“, so Dr. Schmidt. „Der erweiterte Fahraufgabenkatalog lässt sich aber nicht mehr wie bisher in Papierform abbilden. Die Digitalisierung der Dokumentation ist also Mittel zum Zweck.“

Den Fahrschulen steht das elektronische Prüfprotokoll in abgewandelter Form für den Einsatz in der Fahrausbildung zur Verfügung.

DEKRA e.V. Dresden seit 30 Jahren im Fahrerlaubniswesen
Der DEKRA e.V. Dresden wurde vor gut 30 Jahren – noch von der ersten frei gewählten Regierung der DDR – mit dem Aufbau der Technischen Prüfstelle beauftragt. Bis heute ist er damit in den ostdeutschen Bundesländern unter anderem für die Fahrerlaubnisprüfung verantwortlich.

Mitte 2014 zählte DEKRA die zehnmillionste praktische Führerscheinprüfung in den neuen Bundesländern und Berlin; inzwischen liegt die Zahl insgesamt bei mehr als 11,5 Millionen. „Gerade im Fahrerlaubniswesen haben wir uns immer als Treiber der Innovation gesehen“, so Dr. Krause. „So haben wir maßgeblich daran mitgewirkt, die computergestützte Theorieprüfung zu entwickeln, bis hin zu ihrer heutigen Form mit computergenerierten variablen Abbildungen und Videosequenzen.“ Mit der Einführung der OPFEP werde die Weiterentwicklung der Fahrerlaubnisprüfung konsequent fortgesetzt.

Die in Ostdeutschland erworbene Kompetenz in Sachen Fahrerlaubniswesen kann DEKRA dank dieser Rolle als wesentlicher Innovationstreiber seit einigen Jahren auch international einbringen. So ist das Tochterunternehmen Vehicle Testing New Zealand (VTNZ) seit mehr als fünf Jahren exklusiv mit der Abnahme aller praktischen Führerscheinprüfungen in Neuseeland beauftragt. Dr. Roland Krause vertritt zudem seit 2013 die deutschen Fahrerlaubnisprüforganisationen bei der Internationalen Kommission für Fahrprüfungen CIECA in Brüssel als Vizepräsident.
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