Bei Unfällen an Bahnübergängen sind 2022 so viele Menschen ums Leben gekommen wie seit 2010 nicht mehr. Das ergab eine Auswertung von Daten der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU), die dem NDR vorliegen. Demnach starben auf bundeseigenen Strecken 42 Menschen bei 146 Unfällen, 165 Menschen wurden im vergangenen Jahr verletzt. Obwohl die Zahl der Bahnübergänge nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) in den vergangenen zwölf Jahren um fast ein Fünftel gesunken ist, hat sich das Niveau der Unfallzahlen an beschrankten und unbeschrankten Bahnübergängen praktisch nicht verändert.
„Jeder Unfall ist einer zu viel und jeder Unfall ist tragisch“, sagte DB-Sprecher Achim Stauß dem NDR. „Aber die absolute Zahl ist ja im Vergleich zu dem, was sonst im Straßenverkehr passiert, immer noch recht gering.“ Gemessen an der Zahl von knapp 16.000 Bahnübergängen im Netz der DB seien rund 140 Kollisionen pro Jahr „ein sehr geringer Wert“. Bahnübergänge sind die unfallträchtigsten Stellen im Zugverkehr. Tote und Verletzte sind häufig, wenn Straßenfahrzeuge, Fußgänger und Züge aneinandergeraten. Seit den 50er-Jahren ist die Zahl der Bahnübergänge vor allem durch Streckenstilllegungen und -verkauf zwar um etwa die Hälfte zurückgegangen und die Zahl der Opfer massiv gesunken, doch seit etwa zehn Jahren stagniert die Entwicklung.
Nach Angaben der DB ist Fehlverhalten der Straßenverkehrsteilnehmer zu mehr als 97 Prozent die Unfallursache. So werden in mehr als einem Drittel der Unfälle geschlossene Halbschranken umfahren. Deutsche Bahn, Bundesverkehrsministerium und die für Straßen zuständigen Träger in Ländern und Kommunen investieren jährlich Millionensummen für die Beseitigung von Bahnübergängen und die technische Modernisierung. Doch der Bedarf ist riesig, ein erheblicher Teil der Anlagen nach Einschätzung der Deutschen Bahn modernisierungsbedürftig. Die Hälfte der Unfälle passiert an Übergängen, die nicht technisch gesichert sind, also nicht mit Lichtzeichen oder Schranken ausgestattet sind. Umbauten sind kostspielig, Planungs- und Genehmigungsprozesse meist sehr langwierig.
NDR Norddeutscher Rundfunk
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