Motorradfahren im Frühling: Hier lauern die größten Gefahren

Motorradfahrer. Foto: Petra Grünendahl.
Mit Beginn der Osterferien zeigt sich in NRW zum ersten Mal der Frühling. Damit steigt auch die Zahl der Motorradfahrer auf den Straßen. Der ADAC Nordrhein warnt zum Saisonstart vor einem erhöhten Unfallrisiko. „Die Temperaturen schwanken im April häufig. Mancherorts friert es nachts sogar noch. Die meisten Motorradreifen brauchen aber eine gewisse Betriebstemperatur, um gut zu funktionieren“, sagt Peter Bredol, Motorrad-Experte des ADAC Nordrhein. „Bei Kälte tut sich ein Motorradreifen besonders schwer, in ein optimales Betriebsfenster zu kommen. Damit steigt die Gefahr, dass der Reifen nicht richtig haftet – besonders bei langer Wartezeit an einer Ampel, an einer Bahnüberführung oder auch generell, wenn der Reifen im Vorfeld vielleicht noch nicht richtig warm geworden ist.“

Kältere Temperaturen, gerade in den Morgenstunden, bergen ein weiteres Risiko. Ein beschlagendes Visier trübt die Sicht. An dieser Stelle helfen Antifog-Systeme. „Perfekt sind Helme mit klarem Visier und einem innenliegendem Sonnenvisier, das sich bei Bedarf ausklappen lässt“, rät Bredol. Dunkle Visiere sollten in der Anfangszeit hingegen gemieden werden, da schnell umschlagendes Wetter auch hier die Sicht beeinträchtigen kann.

Die meisten Motorradfahrer steigen nach einer monatelangen Fahrpause rund um Ostern zum ersten Mal wieder auf das Bike – daher empfiehlt der ADAC Nordrhein, sich unbedingt zunächst mit der Maschine vertraut zu machen. Dazu gehört, die ersten Touren auf weniger befahrenen Straßen zurückzulegen, um das Gespür für Gas und Bremse aufzufrischen. Auf sicherem Terrain kann auch das Fahren von Kurven und Ausweichen trainiert werden. „Für die ersten Ausfahrten sollten Biker zunächst kurze Strecken fahren und anspruchsvolle Tagestouren meiden“, sagt ADAC Fachmann Bredol. Besonders im April sollten Motorradfahrer außerdem auf jahreszeittypische Gefahren wie nicht behobene Frostschäden im Asphalt oder Rollsplit achten.

Auch für Autofahrer bedeutet die Rückkehr der Motorräder – und auch Fahrräder – auf den Straßen eine Umstellung. Beide Seiten müssen sich zunächst wieder aneinander gewöhnen: Autofahrer unterschätzen häufig das Tempo von Motorrädern und sehen sie gerade beim Abbiegen wegen ihrer schmaleren Silhouette zu spät. Motorrad-Experte Bredol sieht noch ein weiteres Problem zum Saisonstart: „Vom Autofahren sind wir es gewöhnt, dass der Blinker sich nach dem Abbiegen ausschaltet. Beim Motorrad muss das überwiegend manuell gemacht werden und das wird zu Beginn der Saison gerne vergessen. So können an Kreuzungen oder Einmündungen gefährliche Missverständnisse entstehen.“ Auch die im Frühjahr noch tief stehende Sonne beeinträchtigt die Sichtbarkeit und stellt ein Risiko im Verkehr dar. „Wichtig ist, dass Autofahrer sich des höheren Aufkommens an Motorradfahrern besonders an warmen Tagen bewusst sind und beide Seiten Rücksicht aufeinander nehmen“, sagt Bredol.

Vor der ersten Fahrt sollten Motorradfahrer unbedingt die Technik ihrer Maschinen checken. Der Mobilitätsclub rät: Wer sein Motorrad den Winter stehen gelassen hat, sollte das Fahrzeug vor der ersten Fahrt gründlich reinigen und auf Fehler oder Undichtigkeiten überprüfen.

Die ADAC Technik-Checkliste zum Saisonstart

  • Batterieladung prüfen: Bei einer nicht ausreichend geladenen Batterien, könnten Assistenzsysteme wie das ABS nicht funktionieren
  • Flüssigkeiten wie Motoröl, Bremsflüssigkeit und Kühlmittel checken
  • Elektronische Anlagen (z.B. Kupplungs- und Seitenständerschalter) testen
  • Bremsbeläge, Bremswirkung, Reifenprofil und Luftdruck überprüfen
  • Korrekte Spannung und Schmierung der Antriebskette beachten

In den ADAC Prüfzentren in Köln und Oberhausen sowie auf der Mobilen Prüfstation können Motorradfahrer alternativ ihre Fahrzeuge durchchecken lassen. Die ADAC Fachleute prüfen beim ADAC Sicherheitscheck sowie beim ADAC Gebrauchtmotorrad-Check unter anderem Bremse, Licht, Lenkung, Räder, Antrieb sowie Motor, Kraftstoff- und Kühlsystem (Undichtigkeiten). Neu im ADAC Angebot ist der Fahrwerkcheck mit Grundeinstellung des Motorrades auf den jeweiligen Fahrer (ab 29 Euro). Viele Motorräder sind nicht auf das richtige Fahrer- und Gepäckgewicht eingestellt. Weitere Informationen, Öffnungszeiten und Terminvereinbarung unter www.adac.de/nrw.

Thema Motorradlärm: Der ADAC Nordrhein appelliert, gerade in Ortschaften, Dörfern und auf lärmsensiblen Streckenabschnitten verantwortungsbewusst zu fahren und Rücksicht auf Anwohner zu nehmen. Die Mehrheit der Motorradfahrer sei laut ADAC schon jetzt ordnungsgemäß und akustisch vernünftig unterwegs. „Wir sind klar gegen die in den vergangenen Jahren oft diskutierten Kollektivstrafen für Motorradfahrer, wie pauschale Fahrverbote auf bestimmten Strecken. Aber die Biker haben ihr Glück auch ein stückweit selbst in der Hand, denn sie können das Geräuschniveau über ihre individuelle Fahrweise steuern“, sagt Bredol. Die Motorradhersteller fordert der Club dazu auf, Nachrüstmöglichkeiten oder Updates anzubieten, die das Geräuschniveau senken, sowie auf legales Soundtuning und hohes Geräuschniveau abseits des Prüfzyklus zu verzichten. Fahrzeuge sollten so leise wie möglich konfiguriert werden.

Der ADAC selbst setzt seine Motivkampagne für die Sensibilisierung zum Thema Motorradlärm fort: Der Club hat 20 Hinweistafeln mit 20 verschiedenen Motiven (Beispiel: „Bitte nicht röööhren!“) entwickelt und stellt sie gratis interessierten Kommunen zur Verfügung, die damit Schilder produzieren können (Anfragen an verkehr.team@adac.de).

Motorradtouren in Nordrhein-Westfalen: Der ADAC in NRW hat die schönsten Motorrad-Routen in Nordrhein-Westfalen zusammengestellt. Unter www.adac.de/nrw finden Biker Motorradstrecken in den Regionen Bergisches Land, Eifel, Münsterland und Sauerland sowie in Ostwestfalen-Lippe. Alle Routen sind auf einer Tourenkarte dargestellt und enthalten Ausflugstipps entlang der Strecke. Unter dem Service „NavBikeTour“ können sich Motorradfahrende etliche Touren in NRW auch kostenlos auf Navigationsgeräte und Navi-Apps herunterladen.
ADAC Nordrhein e.V.
Foto: Petra Grünendahl