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Dekra-Crashtest in Wildhaus 2009: Wie sicher sind Landstraßen?

Auf Landstraßen fühlen sich die Leute sicher. Sicherer als in der Stadt, wo mehr Autos ihren Weg kreuzen. Und sicherer als auf der Autobahn, wo das Fahrttempo mitunter deutlich höher liegt. Dies zeigt eine länderübergreifende Studie der Axa-Versicherungen. Doch der Schein trügt: außerorts kommen jedes Jahr mehr Menschen ums Leben als allen anderen Straßen zusammen. In Deutschland sterben über 60 Prozent der Verkehrstoten auf Landstraßen.

Die Landstraße verheißt ländliche Idylle. Zwischen Feldern und Wiesen, vorbei an Bauernhöfen und kleinen Dörfern, durch schattige Alleen – hier lauern Gefahren, mit denen Autofahrer nicht unbedingt rechnen. Die Idylle ist trügerisch, denn mit schnellen Autos oder Motorrädern, langsamen Mähdreschern oder landwirtschaftlichen Fahrzeugen, Transportern und Lkws, Mopeds, Fahrradfahrern und Fußgängern treffen die unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmer aufeinander – und das in Kurven oder auf unübersichtlichen Streckenabschnitten allzu häufig buchstäblich und frontal!

Auch das auf der Straße liegen gebliebene Fahrzeug, welches im Dunkeln unzureichend beleuchtet und gesichert ist, wird für den arglosen Autofahrer zur tödlichen Falle. Häufigste Unfallursache auf Landstraßen ist aber der Schleuder- oder Alleinunfall: Und beim Abkommen von der Fahrbahn stehen allzu häufig Bäume, Mauern oder Masten als gefährliche Hindernisse im Weg.

 
Die Unfallforschungen von Dekra und AXA-Winterthur-Versicherung haben sich mit der Sicherheit im Verkehr auf Landstraßen befasst.

 
 
 
 

1. Crash: Frontalkollision mit Motorrad

 
Hier geht es zum Film:
https://www.youtube.com/watch?v=yzHRR2LTJow
 

 

Ein Motorrad überholt mit Tempo 60 einen langsamer fahrenden Pkw. Es prallt im Überholvorgang mit einem entgegenkommenden Pkw zusammen. Dieser ist mit etwa 30 km/h unterwegs.

 

Fahrer und Sozius werden auf das entgegenkommende Fahrzeug geschleudert. Besonders hart wird der Aufprall auf A-Säule oder Dachkante, an der Windschutzscheibe ist es etwas weicher. Der Sozius kann über das Fahrzeug hinweg auf die Straße geschleudert werden.

 
 
 
 

2. Crash: Seitenkollision mit landwirtschaftlichem Fahrzeug

 
Hier geht es zum Film:
https://www.youtube.com/watch?v=319MhdDjryU
 

Ein Traktor mit zwei beladenen Anhängern überquert die Landstraße von einem Feld zum anderen. Ein Pkw rast ungebremst mit 80 km/h in den zweiten Anhänger.

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Einen Unterfahrschutz gibt es in der Regel bei landwirtschaftlichen Anhängern nicht. Der Motorraum der Limousine unterfährt deshalb die Ladekante des Anhängers. Die Knautschzone des Pkw hat hier keine Wirkung. Die volle Aufprallenergie wird von den A-Säulen und der Windschutzscheibe aufgenommen. Die sind damit allerdings überfordert und kollabieren. Das Dach wird nach hinten abgeschert, der Pkw unter dem Anhänger eingekeilt. Für die Insassen besteht so gut wie keine Überlebenschance!

 
 

3. Crash: Abkommen von der Fahrbahn

 
Hier geht es zum Film:
https://www.youtube.com/watch?v=4MTa7ekekw8
 

Ein Personenwagen kommt mit hoher Geschwindigkeit von der Fahrbahn ab, überschlägt sich und prallt während des Überschlags gegen einen Baum.

 
 

 

Das Fahrzeug wird durch den Überschlag nur wenig abgebremst. Besonders gefährlich für die Insassen ist, wenn das Auto seitlich oder mit dem Dach an einem Baum aufschlägt. Hier sind keine Knautschzonen, die die Aufprallenergie abbauen könnten. Der Baum dringt in den Passagierraum ein, die Fahrgastzelle wird stark eingedrückt. Die Insassen auf der entsprechenden Seite haben kaum eine Überlebenschance!

 
 

Fazit

Verkehrsteilnehmer sollten sich auf Landstraßen der Risiken bewusst sein: unübersichtliche Streckenführung oder Kreuzungen und Einmündungen ist es besonders gefährlich. Und viel zu schnell ist man zu schnell unterwegs für die Gefahren, die auf und jenseits der Straßen lauern. Erhöhte Aufmerksamkeit und angepasste Geschwindigkeit helfen hier weiter. Die Dekra hat ein paar Tipps zum Fahren auf Landstraßen zusammengestellt.

Aber auch die Planer sind gefordert: Büsche statt Bäume fordern Unfallforscher nicht erst seit gestern! Es verlangt keiner, Bäume abzuholzen. Aber nachpflanzen sollten die Verantwortlichen Büsche, die den von der Fahrbahn abgekommen Verkehrsteilnehmer auffangen, statt Bäume, die ihn aufspießen.

 

Bereits 2001 …

… hatten sich die Unfallforschungen von Dekra und Winterthur-Versicherung mit dem Abkommen von der Fahrbahn befasst – auch hier mit dem Schwerpunkt Landstraßen. Unseren Bericht von damals finden Sie hier …


© 2009 Petra Grünendahl, Fotos, Filme, Grafik: Dekra/Winterthur

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