DAT-Barometer zeigt hohen Bedarf an individueller Mobilität

Licht und Schatten zu Beginn des Autojahrs 2023

Iinfografik: DAT.
Das DAT-Barometer für den Monat Februar gibt neben einem Blick auf den Automobilmarkt zum Jahresbeginn auch Antworten auf folgende Fragen: Wie viele Menschen haben sich letztes Jahr von einem Automobil getrennt, wie viele haben sich wieder motorisiert und wie viele verzichten komplett aufs Automobil? Basis war u. a. eine repräsentative Befragung der deutschen Wohnbevölkerung.

Hier die wichtigsten Erkenntnisse

  • Bedarf an individueller Mobilität bleibt sehr hoch: Wer sich letztes Jahr von einem Automobil getrennt hat, der hat sich entweder bereits wieder motorisiert oder eine Anschaffung für 2023 geplant. Nur 3 Prozent derer, die sich von einem Fahrzeug getrennt haben, besitzen keinen Pkw mehr und planen auch keine Anschaffung.
  • Neu- und Gebrauchtwagenmarkt starten unter gemischten Vorzeichen: Während der Neuwagenmarkt im Januar 2023 deutlich weniger Zulassungszahlen als im Vorjahresmonat verbuchen konnte, waren Gebrauchtwagen etwas stärker nachgefragt als zu Jahresbeginn 2022.
  • 98 Prozent der Pkw in Deutschland fahren mit Verbrennertechnologie: Von allen 48,7 Mio. Pkw waren zum Stichtag 1.10.2022 knapp 900.000 mit rein batterieelektrischem Antrieb im Pkw-Bestand. Das sind 1,7 Prozent aller Pkw hierzulande. Alle anderen Pkw fahren mit Verbrennertechnologie, darunter die große Mehrheit mit klassischem Benzin- und Dieselmotor, aber auch unterschiedliche Hybridfahrzeuge.
  • Gebrauchtwagen stehen sehr lange beim Handel: Die Gebrauchtwagen verweilen derzeit fast 90 Tage (Benziner 86 Tage, Diesel 89 Tage) beim Handel, bevor sie verkauft werden. Besonders seit Herbst 2022 sind die Standzeiten wieder angestiegen.
  • Preise für Gebrauchtwagen weiter sehr hoch: Zum Jahresbeginn wurden dreijährige Gebrauchtwagen zu hohen Preisen gehandelt. Benziner, Diesel und erstmals auch rein batterieelektrische Fahrzeuge liegen mit über 60 Prozent des ehemaligen Listenneupreises auf einem sehr hohen Niveau.

Der Start ins Autojahr 2023 war verhalten. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt zeigte sich nach dem desaströsen Vorjahr ein kleiner Hoffnungsschimmer: Mit 490.593 Besitzumschreibungen lag der Januar 4 Prozent über dem Vorjahresmonat und 15 Prozent über dem schwachen Dezember 2022. Auf dem Neuwagenmarkt wurden im Januar nur 179.247 Neuzulassungen registriert. Das waren 3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat und 43 Prozent weniger als im Vormonat Dezember. Ende 2022 sorgten vor allem die Änderungen bei der Umweltprämie für einen Run auf die E-Autos. Damit ging der Dezember 2022 als stärkster Neuzulassungsmonat in die Geschichte der Neuzulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) ein.

Die Neuzulassungen speisen von jeher den Pkw-Bestand. Doch bis die Entwicklungen auf dem Neuwagenmarkt im Bestand Wirkung zeigen, ist aufgrund der Bestandsgröße von fast 49 Mio. Pkw Geduld gefragt. So registrierte das KBA zum Stichtag 1.10.2022 gerade einmal 2 Prozent Pkw mit reinem Elektromotor. Der Großteil wird immer noch von Benzinern (63 Prozent) und Dieseln (30 Prozent) bestimmt.

Der hohe automobile Bedarf spiegelt sich bei einem Blick auf die Wohnbevölkerung wider. Über 80 Prozent verfügten 2022 über mindestens einen Pkw im Haushalt. Diejenigen, die sich von einem Pkw trennten, hatten in der Regel bereits wieder einen Ersatzwagen beschafft. Lediglich ein kleiner einstelliger Prozentsatz gab an, sich vollständig vom eigenen Auto getrennt zu haben.
Die Situation beim Handel zeigt hohe bis steigende Standtage, und auch die Preise für dreijährige Gebrauchtwagen verbleiben auf Rekordniveau.

Neuwagenmarkt bricht ein, Besitzumschreibungen leicht positiv
Nach nur 5,6 Mio. Besitzumschreibungen im Gesamtjahr 2022 startete der Gebrauchtwagenmarkt im Januar 2023 mit verhalten positiven Signalen: Das KBA zählte 490.593 Besitzumschreibungen, ein leichtes Plus gegenüber Januar 2022 und ein deutliches Plus gegenüber Dezember 2022. Der Neuwagenmarkt dagegen brach ein, da auch zahlreiche Vorzieh- und Mitnahmeeffekte im Dezember 2022 zu Jahresbeginn 2023 ein Nachfrageloch verursachten. 179.247 Neuzulassungen im Januar ist ein denkbar schlechtes Ergebnis, besonders dramatisch war der Einbruch gegenüber dem Vorjahresmonat bei Plug-In-Hybriden (PHEV -53 Prozent) und den rein batterieelektrischen Pkw (BEV -13 Prozent).

98 Prozent Verbrenner im Pkw-Bestand

Iinfografik: DAT.
Zum Stichtag 1. Oktober 2022 zählte das KBA 48.733.413 Pkw im Pkw-Bestand. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von 0,2 Prozent. Die aktuelle Zusammensetzung nach Antriebsarten zeigt, dass 98 Prozent aller Pkw mit einem Verbrennermotor fahren. Das KBA rechnet zu den 7 Prozent alternativen Antrieben auch die so genannten Mildhybride (MHEV, knapp 1,4 Mio. Pkw), die strenggenommen den 30 Prozent Diesel- und 63 Prozent Benzin-Pkw zugerechnet werden müssten. Insgesamt 840.645 und damit 1,7 Prozent waren rein batterie-elektrische Pkw (BEV). 745.003 Pkw oder 1,5 Prozent fahren mit einer Kombination aus Verbrenner und einem Elektromotor mit externer Lademöglichkeit (Plug-In-Hybrid, PHEV).

Hoher automobiler Bedarf in Wohnbevölkerung
Eine Analyse der deutschsprachigen Wohnbevölkerung (18bis 74-Jährige) ergab, dass 19 Prozent von ihnen gar keinen Pkw besitzen. Die restlichen 81 Prozent verfügen über mindestens einen Pkw im Haushalt, darunter sind 13 Prozent, die sich 2022 von (mindestens) einem Pkw getrennt hatten. Diese Teilgruppe – und das ist auffällig – hat sich in hohem Maße (89 Prozent) wieder motorisiert oder zumindest einen Autokauf geplant. 8 Prozent besitzen noch einen weiteren Pkw, und nur 3 Prozent haben sich vollständig vom eigenen Automobil getrennt. Dies zeigt, dass trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation vieler Menschen nur ein minimaler Teil ganz aufs Auto verzichten kann oder möchte.

Standtage zeigen aktuelle Marktlage
Der Verlauf der Standzeiten beim Handel zeigt einerseits die hohe Nachfrage 2021, die zu deutlich sinkenden Standzeiten führte. Andererseits sorgte das dann knappe Angebot und die hohen Preise 2022 für eine Zurückhaltung bei den Kaufinteressenten. Hinzu kam: Der Handel hat seine Fahrzeuge kaum bis gar nicht abgepreist, sondern diese mit den hohen Angebotspreisen in seinem Bestand gehalten. Dadurch sind die Standzeiten deutlich angestiegen. Ein saisonübliches Bereinigen der Bestände zum Jahresende war durch das knappe Angebot kaum notwendig, und so verblieben Diesel-Gebrauchtwagen im Durchschnitt 89 Tage und Benzin-Gebrauchtwagen 86 Tage beim Handel, bevor sie verkauft wurden.

Wertentwicklung bei Verbrennern auf weiterhin hohem Niveau
Die 2021er und 2022er-Werte von dreijährigen Verbrenner-Gebrauchtwagen waren von Rekordsteigerungen gekennzeichnet. Nach einer Phase des Anstiegs 2021 etablierte sich 2022 eine Art Hochpreisplateau. Anders war die Situation bei gebrauchten rein batterieelektrischen Pkw. Deren Werte sanken 2021 deutlich. 2022 profitieren die BEV dann wiederum von dem insgesamt hohen Preisniveau und konnten besonders zum Ende des Jahres 2022 nochmals zulegen. In Summe wechselten 2022 knapp 69.600 BEV den Besitzer, bei 5,6 Mio. Besitzumschreibungen insgesamt.

Methodik
Das DAT-Barometer ist eine Momentaufnahme aus primär- und sekundärspezifischen Daten des Automarkts. Monatlich werden hierzu umfangreiche Auswertungen vorgenommen, darunter v. a. aus Datenbanken der DAT und des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA).

Über das DAT-Barometer
Das DAT-Barometer ist eine Momentaufnahme aus primärund sekundärspezifischen Daten des Automarkts. Die Gebrauchtfahrzeugwerte entstammen dem Produkt „SilverDAT“, das Automobilbetrieben u. a. zur professionellen Wertermittlung von der DAT zur Verfügung gestellt wird.
Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen „männlich“, „weiblich“ und „divers“ verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter, es sei denn, es wird im Text explizit darauf hingewiesen.

Über die DAT
Die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) ist ein international tätiges Unternehmen der Automobilwirtschaft, das umfassende Kraftfahrzeugdaten erhebt, ergänzt, erstellt, aufbereitet, strukturiert und dem Markt dann flächendeckend über unterschiedlichste Medien und Softwarelösungen zur Verfügung stellt. Die DAT versteht sich als neutrales Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen der Automobilbranche und wird seit über 90 Jahren von ihren Gesellschaftern VDA, VDIK und ZDK getragen. Ein
aus verschiedenen Verbraucherverbänden gebildeter Beirat überwacht die Aktivitäten und insbesondere die Wahrung der uneingeschränkten Neutralität der DAT im Sinne der privaten und gewerblichen Verbraucher.
Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT)