Telefonieren am Steuer: Viermal so oft an Unfällen beteiligt

Nur zwei Sekunden abgelenkt: Bei Tempo 50 doppelter Bremsweg
Wer am Steuer eines Fahrzeuges auch nur zwei Sekunden abgelenkt ist, braucht bei Tempo 50 mehr als doppelt so lange zum Anhalten als bei voller Aufmerksamkeit, warnen die Unfallsachverständigen von DEKRA. „Bei zwei Sekunden Ablenkung steht das Fahrzeug erst nach 54 Metern, ohne Ablenkung wären es nur 26 Meter gewesen“, erklärt Stephan Schlosser; Unfallanalytiker bei DEKRA. „In kritischen Verkehrssituationen zählt jeder Meter. Zum Beispiel, wenn ein Kind auf die Straße läuft, kann eine Strecke von 28 Metern über Leben und Tod entscheiden.“
 
‚Ich schaue ja nur einen kleinen Augenblick auf mein Smartphone und habe alles unter Kontrolle‘, mag mancher Autofahrer denken. „Doch dies ist ein Irrtum, denn der Autofahrer ist beim Blick aufs Smartphone voll im Blindflug unterwegs“, betont der Unfallexperte. „Das Annehmen und Bestätigen einer Nachricht dauert im Schnitt sieben Sekunden. In diesem Zeitraum legt das Fahrzeug im genannten Beispiel bei Tempo 50 rund 100 Meter zurück, auf denen sich das Auto unkontrolliert bewegt.“ Und selbst wenn der Fahrer zwischendurch kurz auf die Fahrbahn schaut, ist er nicht aufs Fahren konzentriert und kann nicht auf gefährliche Situationen reagieren.
 
Der Experte rät auch davon ab, beim Fahren längere Telefonate zu führen. In Deutschland ist das Telefonieren während der Fahrt nicht verboten, wenn der Fahrer eine Freisprecheinrichtung nutzt. Dies kann eine fest im Fahrzeug installierte Lösung oder ein Bluetooth-Headset sein. Die Bedienung des Smartphones muss jedoch beim Starten des Motors beendet sein oder über eine Sprachsteuerung erfolgen.
 
Wer auf Nummer sicher geht, lässt hinter dem Steuer grundsätzlich die Finger vom Handy. Laut dem Globalen Verkehrssicherheitsreport 2015 der Weltgesundheitsorganisation WHO weisen die Unfalldaten aus rund 50 Ländern darauf hin, dass telefonierende Autofahrer ungefähr viermal häufiger an Unfällen beteiligt sind als Nichttelefonierer. Das Telefonieren per Freisprecheinrichtung bietet demnach keine Vorteile gegenüber Hand- held-Telefonen. Vermutlich, weil es sich in beiden Fällen um die kognitive Ablenkung, die gefährlichste Form der Ablenkung, handelt.
DEKRA Info
Foto: DVR