Aquaplaning, die unterschätzte Gefahr: Schon bei Tempo 80 beginnt die Schlitterpartie

Foto: Continental.
Oft genügt schon ein kurzer kräftiger Regenguss, um eine Straße in eine gefährliche Rutschbahn zu verwandeln, warnen die Unfallanalytiker von DEKRA. Fließt das Wasser nicht zügig von der Fahrbahn ab, droht Autofahrerinnen und Autofahrern eine Schlitterpartie der besonderen Art: Aquaplaning tritt immer dann auf, wenn das Profil der Vorderräder das Wasser nicht mehr schnell genug verdrängen kann und sich ein Wasserkeil zwischen Rädern und Fahrbahn schiebt: Die Folge: das Fahrzeug wird unlenkbar.

„Die Entwicklungsabteilungen der Hersteller haben natürlich auch die Optimierung der Nässe-Performance von Reifen ständig im Fokus, doch die Physik setzt hier klare Grenzen. Daher dürfen wir am Steuer das Thema Aquaplaning nicht unterschätzen“, sagt Christian Koch, Reifensachverständiger bei DEKRA. „Wenn Wasser auf der Straße steht, gilt nach wie vor die goldene Regel: Runter vom Gas und Lenkrad gerade.“

„Wie schnell ein Reifen auf nasser Fahrbahn aufschwimmt, hängt stark vom Zustand der Fahrbahn, der Höhe des Wasserfilms, aber auch der Reifen ab. Je geringer das Profil, umso schlechter kann das Wasser auf der Fahrbahn verdrängt werden. Aber auch verschlissene Stoßdämpfer können den Aufschwimmeffekt begünstigen“, erklärt der Sach- verständige. Die Reifen liegen dann nicht durchgängig auf der Fahrbahn auf, so dass sich unter den Rädern schneller ein Wasserkeil bilden kann. Für Reifen mit mehr als drei Millimeter Profiltiefe kann nach wie vor die Faustregel „Ab 80 km/h fahren Sie Wasserski“ gelten. Nähern sich die Reifen dem gesetzlichen Minimum von 1,6 Millimetern, kann die Schlitterpartie aber schon bei deutlich geringen Geschwindigkeiten einsetzen.

„Vermeiden lässt sich Aquaplaning in erster Linie durch angepasste Geschwindigkeit“, betont Koch. „Und zwar schon, wenn die Fahrbahn mit einem durchgehenden Wasserfilm bedeckt ist und nicht erst dann, wenn ein geringerer Lenkwiderstand zu spüren ist.“ Auch ist es ratsam, Tempolimits und Warnschilder ernst zu nehmen. Besondere Vorsicht gilt für Straßen mit Spurrinnen oder Vertiefungen, wo sich das Wasser sammeln kann. Wer dennoch in eine Aquaplaning-Falle tappt, sollte schnell, aber besonnen reagieren: zügig vom Gas gehen, auskuppeln und mit dem Lenkrad unbedingt geradeaus lenken, sonst kann das Fahrzeug ausbrechen, wenn die Räder wieder greifen.