Kinder im Auto richtig sichern: Nur ein passender Kindersitz schützt optimal

  • Kinder auch auf kürzesten Fahrten sichern
  • Reboarder kommen der Anatomie kleiner Kinder entgegen
  • Generell kommen nur unfallfreie Sitze in Frage

Nur ein passender Kindersitz schützt optimal. Foto: Joana Lopes / Dekra.
Auch wenn die Autos immer sicherer werden – Kinder kommen im Straßenverkehr am häufigsten im Pkw zu Schaden. „Eine optimale Sicherung im passenden Kindersitz ist unverzichtbar, selbst auf den kürzesten Fahrten“, erklärt DEKRA Unfallforscher Markus Egelhaaf.

„Das bloße Anlegen des normalen Sicherheitsgurtes stellt für Kinder keine Alternative dar“, betont Egelhaaf. „Er ist für größere Personen ausgelegt. Kinder kann er – schon bei starken Bremsmanövern und erst recht bei einem Unfall – schwer verletzen, etwa indem er am Hals einschneidet und den Druck ungünstig verteilt.“

Wie ein Sturz aus der vierten Etage
Schwerste Verletzungen sind zu befürchten, wenn Kinder völlig ungesichert im Auto mitfahren. „Bei einer Kollision mit 50 km/h treten Kräfte auf wie bei einem Sturz aus der vierten Etage“, erklärt der Unfallforscher. Fährt das Kind hingegen in einem geeigneten Rückhaltesystem mit, verringert sich das Risiko eines tödlichen Unfalls laut Weltgesundheitsorganisation WHO um bis zu 80 Prozent.

„In vielen Ländern dürfen Kinder nur im passenden Kindersitz im Auto mitfahren. In Deutschland zum Beispiel gilt das bis zum 12. Geburtstag, wenn das Kind nicht vorher 1,50 Meter groß ist“, so der Unfallforscher. Kindersitze sind nach der aktuellen europäischen Norm UNECE-R 129 in Gruppen je nach Körpergrößen eingeteilt.

Mit der Bedienung gut vertraut machen
Als Standard hat sich in vielen modernen Pkw das Isofix-Befestigungssystem etabliert, mit dem sich der Kindersitz einfach und sicher befestigen lässt und eine Fehlbedienung weitgehend ausgeschlossen ist. Bei anderen Lösungen wird der Sicherheitsgurt genutzt. „Machen Sie sich mit der Bedienung des Kindersitzes in jedem Fall gut vertraut und prüfen vor jeder Fahrt, ob der Sitz fixiert ist und das Kind korrekt angeschnallt ist. Denn davon hängt seine Sicherheit ab“, empfiehlt Egelhaaf.

Im Trend liegen auch die sogenannten Reboarder, bei denen Kleinkinder mit dem Rücken zur Fahrtrichtung mitfahren und so bestmöglich geschützt sind. „Hier werden die bei einem Unfall oder einer starken Bremsung auftretenden Kräfte großflächig über den gesamten Rücken in den Körper des Kindes eingeleitet, und auch der Kopf wird abgestützt. Das kommt der Anatomie kleiner Kinder sehr entgegen“, erklärt der Unfallforscher. Babyschalen sind grundsätzlich nach der Norm so gebaut, dass Kinder rückwärtsgerichtet transportiert werden. Auch für größere Kinder bis zum Alter von etwa vier Jahren sind Reboarder erhältlich. Allerdings mögen nicht alle Kinder das Rückwärtsfahren.

Reboarder auf dem Beifahrersitz: Airbag ausschalten
Wer ein Kind in der Babyschale oder in einem Reboarder auf dem Beifahrersitz mitnimmt, darf nicht vergessen, den Beifahrer-Airbag abzuschalten. Sonst kann der Airbag das Kind beim Auslösen schwer verletzen. Wichtig zu wissen: Studien zufolge sind Kinder auf den Rücksitzen in der Regel am besten geschützt.

Steht die Anschaffung eines Kindersitzes an, darf ein Blick auf das Prüfsiegel auf dem orangefarbenen Zettel am Sitz nicht fehlen. Die genannte Norm UNECE-R 129 unterscheidet sich von älteren Normen unter anderem durch zusätzliche Anforderungen an den Seitenaufprallschutz von Kindersitzen, die in einem speziellen Seitenaufprall-Test geprüft werden. Die Verwendung von Sitzen, die den älteren Normen UNECE-R 44/04 oder 44/03 entsprechen, sind zwar noch zulässig, bieten aber nicht den gleichen Schutz. Ab Ende dieses Jahres werden sie auch nicht mehr hergestellt – neue Sitze müssen dann der Norm UNECE-R 129 entsprechen.

Unfall beeinträchtigt Schutzfunktion
„Wer aus Kostengründen mit einem gebrauchten Kindersitz liebäugelt, sollte sicher gehen, dass dieser vom Vorbesitzer schonend behandelt wurde und noch keinen Unfall hatte“, so der Rat von Unfallforscher Egelhaaf. „Durch die starke Belastung bei einem Unfall oder durch ein Herunterfallen im ausgebauten Zustand können sich zum Beispiel im Hartschaum Risse bilden, die die Schutzfunktion beeinträchtigen.“

Bei der Anschaffung ist in jedem Fall zu prüfen, ob der Sitz für das Fahrzeug geeignet ist. Hierbei helfen die Homepage des Herstellers oder die zum Sitz gehörenden Listen. Weiter ist es ratsam, den Einbau des Sitzes auszuprobieren und das Kind probesitzen zu lassen – schließlich soll es nicht nur sicher fahren, sondern sich auch wohlfühlen.

Weitere Informationen zum Thema Kindersitze gibt es online unter https://www.dekra.de/de/checkliste-kindersitz/.

Über DEKRA
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Foto: Joana Lopes