Ohne den Gurt taugt der beste Airbag nichts: Sicherheitsgurt bleibt Lebensretter Nr. 1

Electronic Stability Control, Notbremsassistent, Spurverlassenswarner und Spurhaltesystem. In unsere Fahrzeuge ziehen immer mehr aktive Assistenzsysteme ein, die das Fahren sicherer machen. Dies darf aber über eines nicht hinwegtäuschen: „Kommt es zu einem Unfall, ist das Anlegen des Sicherheitsgurtes noch immer die wichtigste Maßnahme, um die Verletzungsrisiken möglichst gering zu halten, und zwar in allen Fahr- zeugklassen“, erinnert Stefanie Ritter, Unfallforscherin bei DEKRA.

Nur mit Gurt entfaltet der Airbag seine volle Wirkung. Foto: Dekra.
„Moderne Schutzsysteme wie Gurt, Gurtstraffer und Airbag können nur im Zusammenspiel den optimalen Schutz der Fahrzeuginsassen entfalten“, sagt die Unfallexpertin. „Für die nicht angegurteten Insassen ist der Airbag nahezu wirkungslos. Unter Umständen kann sie der Luftsack sogar gefährden. Immerhin entfaltet sich der Airbag mit rund 200 km/h.“ Ein weiteres Risiko liegt darin, dass sich der ungesicherte Insasse infolge der Aufprallwucht des Airbags unkontrolliert bewegt und mit dem Armaturenbrett oder der Windschutzscheibe kollidiert.

Ritter warnt auch vor der Fehleinschätzung, man könne sich bei einem Unfall mit den Händen abstützen: „Bereits bei geringen Aufprallgeschwindigkeiten treten Kräfte auf, die ein Mensch nicht auffangen kann. Bei einer Kollision mit 14 km/h gegen eine Mauer zum Beispiel entsprechen die Aufprallkräfte bereits dem Achtfachen des Körpergewichts.“ Auch bei Fahrzeugüberschlägen verringert der Gurt die Verletzungsgefahr erheblich. Ungesicherte Insassen werden leichter aus dem Fahrzeug geschleudert und sind einem höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt als angegurtete Personen.

Nicht weniger wichtig ist der Griff zum Gurt auf den Rücksitzen. Wer sich hier nicht anschnallt, muss bei einem Aufprall mit deutlich schwereren Verletzungen rechnen als angegurtet. Im Ernstfall kann ein nicht gesicherter Mitfahrer auf der Rückbank auch zu einer großen Gefahr für die vorn Sitzenden werden. „Der Sicherheitsgurt ist der Lebensretter Nummer 1 im Auto“, betont Ritter. Damit er immer optimal funktioniert, ist darauf zu achten, dass er nicht verdreht ist, dicht am Oberkörper anliegt und die Höhe richtig eingestellt ist. Hinten sollten die Rücksitzlehnen fest eingerastet und die Gurte und Schlösser offen zugänglich sein.
Dekra