Fahrerassistenzsysteme können für Sicherheit sorgen: Elektronische Helfer haben hohe Akzeptanz

Unfallforscher und Verkehrssicherheitsexperten sind sich einig: Mit Hilfe von Fahrerassistenzsystemen lässt sich die Zahl der Unfallopfer deutlich senken. High-Tech im Fahrzeug kann dabei helfen, menschliches Fehlverhalten – etwa auch aufgrund altersbedingter Defizite – in einem gewissen Rahmen zu kompensieren. Doch welche Systeme sind überhaupt bekannt, vorhanden und werden genutzt? Und für wie hilfreich halten Autofahrer die Systeme? Zu diesen Fragen hat das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen forsa für den aktuellen DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2021 „Mobilität im Alter“ eine repräsentative Befragung durchgeführt. Zu Wort kamen rund 2.000 zufällig ausgewählte deutsche Autofahrer in allen Altersklassen.

  • Mit großem Abstand wird die Einparkhilfe am häufigsten genutzt
  • Große Mehrheit wünscht sich eine einheitlichere Bedienung
  • Zu Wirksamkeit und Grenzen noch viel mehr Aufklärungsarbeit nötig

Akzeptanz von Fahrassistenzsystemen. Infografik: Dekra.
Assistenzsysteme spielen für die Verkehrssicherheit eine immer größere Rolle. Ob Abstandsregeltempomat, Notbremsassistent, Spurhalteassistent, Totwinkelassistent, Müdigkeitswarner, kamerabasierte aktive Lichtsysteme, Nachtsichtassistent und vieles mehr: All diese Systeme tragen dazu bei, den Fahrzeugführer zu unterstützen und wenn nötig sein Fehlverhalten zu kompensieren.

Mit der „General Safety Regulation“, die die EU-Kommission im März 2019 verabschiedet hat, dürfte moderne Technik in Kraftfahrzeugen in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Die Verordnung schreibt in mehreren Phasen ab 2022 verschiedene sicherheitsrelevante Fahrerassistenzsysteme für neue Kraftfahrzeuge auf Europas Straßen verbindlich vor. „Für eine hohe Marktdurchdringung kommt es neben gesetzlichen Vorgaben aber auch ganz entscheidend auf die Akzeptanz der Systeme an“, gibt Walter Niewöhner, Experte für Fahrerassistenzsysteme bei DEKRA, zu bedenken.

Um diese Akzeptanz ist es in Deutschland grundsätzlich gut bestellt, wie die von DEKRA beauftragte forsa-Befragung zeigt:

  • Dass es Assistenzsysteme zur Unterstützung des Fahrers gibt, finden über alle Altersklassen hinweg 83 % der Befragten sehr gut oder gut (Männer: 87 %, Frauen: 77 %). Bei Männern im Alter zwischen 18 und 44 Jahren fällt die positive Bewertung mit 94 % am höchsten aus. In der Altersklasse 65+ sind es bei den Männern 81 %, bei den Frauen 70 %.
  • Über alle Altersklassen hinweg verfügen nach eigenen Angaben rund 70 % der Befragten über Fahrzeuge, in denen Assistenzsysteme verbaut sind. Mit 82 % ist dieser Ausstattungsgrad bei Männern ab 65 Jahren am höchsten, bei Frauen ab 65 Jahren dagegen mit 63 % am niedrigsten.

 

Wer nutzt welche Systeme?

Nutzung von Fahrassistenzsystemen. Infografik: Dekra.
Mit großem Abstand am häufigsten nutzen die Befragten die Einparkhilfe (75 %), es folgen (Fern-)Lichtassistent (42 %), Spurverlassenswarner (38 %), Abstandsregeltempomat (35 %) und Verkehrszeichenerkennung (30 %). Bei den Männern ist der Nutzungsgrad zumeist deutlich höher als bei den Frauen.

Große Unterschiede gibt es auch beim Alter, so etwa beim Totwinkel- beziehungsweise Spurwechselassistenten: In der Altersgruppe der 18- bis 24-jährigen Männer gaben 48 % an, ein solches System schon genutzt zu haben, bei den Männern ab 65 Jahren lediglich 22 %. Bei den befragten Frauen war der Unterschied nicht ganz so deutlich, allerdings hatten das System nur 22 % der Frauen der jungen Altersgruppe genutzt, bei den Seniorinnen waren es 14 %. Außerdem interessant: Die Einparkhilfe wird von 18- bis 24-jährigen Frauen und Männern mit 82 beziehungsweise 85 % häufiger genutzt als von den Befragten der anderen Altersklassen. Zum Vergleich: Von den befragten Seniorinnen nutzen gerade mal 55 % die Einparkhilfe.

Was wird als besonders nützlich empfunden?
Die Befragten, die das jeweilige Assistenzsystem kennen oder schon einmal genutzt haben, sollten außerdem Angaben dazu machen, für wie nützlich und hilfreich sie das jeweilige System halten. Ergebnis: Alle Assistenzsysteme werden von einer deutlichen Mehrheit (jeweils mindestens drei Viertel der Befragten) als eher oder sogar sehr nützlich und hilfreich beurteilt. Das gilt insbesondere für den Totwinkel- beziehungsweise Spurwechsel-Assistenten (93 %) und die Einparkhilfe (91 %). Ähnlich viele finden aber auch den vorausschauenden Notbremsassistenten (88 %) und den Abstandsregeltempomaten (85 %) sehr oder eher nützlich und hilfreich.

Die Autofahrer wurden auch dazu befragt, welche Fahrerassistenzsysteme sie beim Kauf eines neuen Autos unbedingt im Auto haben wollen, sofern Geld keine Rolle spielen würde. Diese Liste führt die Einparkhilfe mit 84 % an, gefolgt vom Totwinkel- beziehungsweise Spurwechselassistenten (72 %) sowie dem vorausschauenden Notbremsassistenten und dem Abstandsregeltempomaten (jeweils 62 %) sowie dem Spurverlassenswarner (53 %).

 

Einheitlichere Bedienung gewünscht

Persönliche Nutzung von Fahrassistenzsystemen. Infografik: Dekra.
Ein weiterer interessanter Aspekt: Je nach Fahrzeugmodell werden die Assistenzsysteme unterschiedlich bedient, sie lassen sich unterschiedlich ein- und ausschalten. Über alle Altersklassen hinweg halten es 83 % der Befragten für erforderlich und sinnvoll, dass die Bedienung der Systeme in allen Autos – ähnlich wie etwa beim Blinker – möglichst einheitlich und standardisiert erfolgt. Von den Befragten ab 65 Jahren sind 89 % dieser Ansicht, von den Befragten ab 75 Jahren sogar 95 %.

Umfassende Aufklärung über Assistenzsysteme notwendig
Die Befragung hatte nicht zum Ziel, den Status quo an Fahrerassistenzsystemen im deutschen Markt zu erheben. Vielmehr ging es darum, mehr über das Wissen in Bezug auf die Funktion von Assistenzsystemen sowie über die Wünsche und Erwartungen in Sachen Fahrunterstützung zu erfahren. „Die Umfrageergebnisse zeigen sehr deutlich, dass sich viele Leute gar nicht mit Assistenzsystemen auskennen beziehungsweise nicht wissen, welche Funktionen hinter welcher Benennung stecken oder welche Systeme sie wirklich in ihren Fahrzeugen haben“, sagt Walter Niewöhner. So haben rund zehn Prozent der Befragten nach eigenen Angaben Erfahrung mit Ausstiegsassistenten und Nachtsichtassistenten – also mit Systemen, die aktuell in kaum einem Fahrzeug erhältlich sind. „Allein dieses Beispiel zeigt, wie wichtig umfassende Aufklärung über die Systeme, ihre Wirksamkeit und ihre Grenzen ist“, so Niewöhner.

Weitere Ergebnisse der Befragung – insbesondere auch im Hinblick auf die Bedeutung von Fahrerassistenzsystemen für die sichere Mobilität von älteren Menschen – finden sich im DEKRA Verkehrssicherheitsreport 2021 „Mobilität im Alter“. Er steht unter www.dekra-roadsafety.com zur Verfügung.
Dekra