Motorradreifen: Vorsicht beim Kaltstart!

Erst ‚konditionieren‘, dann belasten

Kalter Reifen: Weniger Grip. Foto: Dekra.
Viele Motorradreifen entwickeln ihren optimalen Grip erst nach dem Warmfahren, erinnern die Reifen- und Motorradexperten von DEKRA zum Start in die neue Motorradsaison. Starke Schräglagen sowie extreme Kräfte beim Beschleunigen und Bremsen sind in der Kaltstartphase zu vermeiden. Die heute verwendeten Gummimischungen entwickeln ihre beste Haftfähigkeit erst bei Temperaturen von rund 60 Grad und mehr. Bei normaler Fahrt werden diese Temperaturen in der Regel nach wenigen Minuten erreicht.

Auch nach der Montage von neuen Reifen sollten es Biker auf den ersten 150 Kilometern behutsam angehen lassen. ”Auf der Lauffläche von fabrikneuen Reifen können sich noch Trennmittel aus der Produktion befinden, welches die Haftung auf der Fahrbahn herabsetzt”, erklärt Christian Koch, Reifen-Sachverständiger bei DEKRA. Vor dem Start mit neuen Reifen ist außerdem darauf zu achten, dass die Aufkleber des Herstellers auf der Lauffläche und eventuelle Klebereste komplett entfernt wurden.

Zu Schäden an Reifen kommt es auch immer wieder, wenn Neureifen unmittelbar nach der Montage starken Beschleunigungs- oder Bremskräften ausgesetzt werden; etwa wenn Biker oder Bikerinnen es sofort ”krachen” lassen, sobald sie die Werkstatt verlassen haben. Untersuchungen zeigten, dass die beim Aufziehen verwendete Montagepaste teilweise mehrere Stunden brauchte, um abzutrocknen. Wird dies nicht beachtet, ist es möglich, dass sich bei hohen Drehmomenten der Hinterradreifen auf der Felge etwas dreht. Dies kann die Fahrstabilität beeinträchtigen und bei Reifen mit Schlauch einen Ventilabriss oder schleichenden Luftverlust verursachen.

”Neue Reifen sollte man auch deshalb vorsichtig einfahren, weil moderne Motorradreifen im Gegensatz zu Pkw-Reifen ’konditioniert’ werden müssen, um ihre optimale Leistungsfähigkeit zu erreichen”, erklärt Koch. ”Beim Einfahren werden flüchtige Mischungsbestandteile frei, wodurch eine optimale Vernetzung der Polymere im Reifen erreicht wird. Erfolgt dies nicht, kann die Lauffläche unter Umständen zerstört werden.” Um die nach wie vor häufigen Unfälle durch zu geringen Reifendruck zu vermeiden, empfiehlt der Reifen-Sachverständige, den Druck mindestens alle zwei Wochen und vor Antritt einer längeren Fahrt am kalten Reifen zu kontrollieren und anzupassen.
DEKRA Info