Fensterheber-Elektronik: Auf Kosten der Sicherheit gespart

Die Auswertung zeigt: Hersteller verzichten vor allem bei Klein- und Kleinstwagen auf Einklemmschutz. Infografik: ADAC.
Die Auswertung zeigt: Hersteller verzichten vor allem bei Klein- und Kleinstwagen auf Einklemmschutz. Infografik: ADAC.
Fenster und Schiebedächer lassen sich in modernen Autos elektrisch schließen. Aber halten sie auch automatisch an?
ADAC-Auswertung zeigt: Hersteller verzichten vor allem bei Klein- und Kleinstwagen auf Einklemmschutz.

Elektrisch schließende Fensterscheiben und Schiebedächer sollten eine Schutzvorrichtung haben, die beispielsweise Finger vor dem Einquetschen schützt. Tatsächlich hat eine aktuelle Auswertung der ADAC-Autotests der vergangenen drei Jahre ergeben, dass bei rund zwanzig Prozent der getesteten Fahrzeugmodelle nicht alle Fensterscheiben mit einem Einklemmschutz ausgestattet sind. Speziell an den hinteren Scheiben verzichten viele Hersteller auf einen Einklemmschutz. Besonders erschreckend: Gegenüber der letzten Auswertung im Jahr 2008 gab es keine Fortschritte, obwohl zuverlässig wirkende Schutzeinrichtungen nur wenige Cent kosten würden. Im Gegenteil: Einige Hersteller haben offensichtlich ein Einsparpotenzial erkannt und den Einklemmschutz gestrichen. Besonders betroffen sind Klein- und Kleinstwagen.

Lediglich Fensterheber mit Antippautomatik müssen über einen Einklemmschutz verfügen. Für Fensterheber, die nicht automatisch ganz nach oben oder ganz nach unten fahren und nur mit eingeschalteter Zündung funktionieren, ist eine Schutzfunktion nicht verpflichtend. Insbesondere für Kinder kann das gefährlich sein: Halten sie sich mit den Fingern am Fenster fest oder strecken den Kopf heraus und betätigen dabei den Schalter, wird das Fenster oder das Schiebedach zur Falle. Der elektrische Heberantrieb kann nicht unterscheiden, ob die Fensterführung etwa wegen Frost oder Fahrtwind schwergängig ist oder ob sich ein Körperteil zwischen Fenster und Rahmen befindet. Schließkräfte von bis zu 300 Newton wirken dann mitunter auf Hände oder Hals ein. Veranschaulicht hat das der ADAC-Versuch: Gurke und Rettich wurden problemlos durchtrennt.

Um Insassen zu schützen, empfiehlt der ADAC:

  • Kinder nie unbeaufsichtigt im Fahrzeug lassen.
  • Fenster und Schiebedach nicht mit der Fernbedienung schließen, wenn man keinen Sichtkontakt zum Fahrzeug hat.
  • Als Kindersicherung sollte der Fahrer die Deaktivierung der hinteren Fensterheber nutzen.
    Zündschlüssel abziehen. Das Radio zur Unterhaltung der zurückbleibenden Insassen läuft meist auch ohne Zündung.
  • Kindern unbedingt deutlich machen, welche Gefahren von elektrisch betätigten Schließfunktionen im Auto ausgehen können.
  • Einklemmschutz des Fahrzeugs gelegentlich überprüfen, indem man beispielsweise einen Tennisball an die Türdichtung hält und dann den Fensterheber betätigt. Wenn die Scheibe am Hindernis anhält und idealerweise direkt nach unten fährt, ist der Einklemmschutz aktiv.

Der ADAC appelliert an die Hersteller, nur noch elektrische Fensterheber und Schiebedächer mit automatischen Reversiereinrichtungen zu verwenden. Verletzungen kann so mit wenig Aufwand und geringen Kosten vorgebeugt werden.

– Pressemeldung und Infografik: ADAC –