Bitte anschnallen: Gurtpflicht feiert 40. Geburtstag in Deutschland

  • Vor 1976: Schlimme Unfallstatistik weckt neues Sicherheitsbewusstsein
  • Bis heute: Aktive und passive Sicherheit wird immer größer geschrieben
  • Digitale Welt: GPS-Ortung und elektronischer Notruf für schnellstmögliche Hilfe

Die Fakten: 40 Jahre Anschnallpflicht in Deutschland. Infografik: Automobilservice/DesignKultur, Negelen & Repschläger GmbH.
Die Fakten: 40 Jahre Anschnallpflicht in Deutschland. Infografik: Automobilservice/DesignKultur, Negelen & Repschläger GmbH.
Früher als überflüssig kritisiert, heute als lebensrettend anerkannt: Die Anschnallpflicht feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum in Deutschland. Das 1976 eingeführte Gesetz gilt noch heute als Ausgangspunkt für zahlreiche Sicherheitsinnovationen in der Automobilwelt und war der erste Schritt auf dem Weg zu einer immer höheren Fahrzeugsicherheit. Wohin die Reise fortan ging, zeigt ganz aktuell der neue Opel Astra. Mit vorbildlichem Insassenschutz und hochmodernen Assistenzsystemen markiert das Auto des Jahres 2016 den gegenwärtigen Höhepunkt in der besonders populären Kompaktklasse. Der Opel kann zudem mit dem Sicherheitssystem OnStar ausgerüstet werden, das automatisch Hilfe holt, wenn der Fahrer dazu nach einem Unfall möglicherweise nicht mehr in der Lage ist.

Dass der Gurt überhaupt seinen Weg ins Auto fand, ist der seit 1953 eingeführten Unfallstatistik zu verdanken. Diese zeigte nur zu deutlich, wie gefährlich das Autofahren auf deutschen Straßen seinerzeit war. Denn ebenso rasant wie das Verkehrsaufkommen stieg die Zahl der Unfalltoten, was sowohl die Regierung als auch die Automobilhersteller zum Handeln bewegte. Und nachdem ein Gesetz ab 1974 den Gurt in alle Neuwagen und per Nachrüstung auch in ältere Modelle brachte, kam das nächste Problem: Die Autofahrer mussten erstmal dazu gebracht werden, die Gurte auch tatsächlich anzulegen. Denn trotz intensiver Sicherheitsaufklärung des Verkehrsministers, Pro-Gurt-Aktionen deutscher Automobilclubs und drastischer Unfallbeispiele in der ARD-Verkehrssendung „Der 7. Sinn“ änderte sich kaum etwas an der Gurtallergie der Deutschen. 1975 schnallten sich nur 39 Prozent der Fahrer und Beifahrer an. Die logische Konsequenz: Ein Jahr später schrieb Paragraph 21 der Straßenverkehrs-Ordnung das Anschnallen gesetzlich vor.

Gesetz wird zunächst eher als Empfehlung verstanden
Die bloße Pflicht änderte aber in der Praxis nicht viel. Da Gurtmuffel über acht Jahre mit einer Belehrung davonkamen, sahen viele Autofahrer das Gesetz nur als eine freundliche Empfehlung. Erst das im August 1984 eingeführte Bußgeld in Höhe von 40 Mark veränderte die Anschnallmoral dann schlagartig – die Anlegequote stieg in kürzester Zeit von 60 auf 90 Prozent. Bis heute hat sich die Quote sogar auf einem noch höheren Niveau eingependelt: Auf Vordersitzen schnallen sich über 97 Prozent an, auf den Rücksitzen immerhin 94 Prozent (Quelle: DEKRA Unfallforschung). Dazu beigetragen hat auch der inzwischen serienmäßige Gurtwarner, der die Insassen mit optischen und akustischen Signalen unbarmherzig zum Anschnallen auffordert.

Der Gurt wurde im Laufe der Zeit immer stärker mit anderen Sicherheitssystemen kombiniert. Zunächst kam der Gurtstraffer. Er zieht den Lebensretter bei einem Unfall innerhalb von 10 bis 15 Millisekunden um bis zu 15 Zentimeter an und hält den Insassen somit im Sitz fest. Zudem reduziert der Gurtkraftbegrenzer den Druck des Nylongewebes auf einen für Menschen ertragbaren Wert, um den Brustbereich besser zu schützen. Zusätzlich verringerten weitere Verbesserungen an der gesamten Fahrgastzelle und am Airbag das Verletzungsrisiko.

Zukunftsweisend: Features der Frontkamera und
Systeme mit automatischem Notruf

Generell wird, wenn von Fahrzeugsicherheit die Rede ist, zwischen aktiven und passiven Systemen unterschieden: Erstere sollen den Unfall möglichst noch vermeiden, letztere die Folgen mildern. Aktive Systeme wie das Anti-Blockier-System (seit 2004), das Elektronische Stabilitätsprogramm (seit 2011) oder die Tagfahrleuchten (seit 2011) sind inzwischen für alle Neuwagen verpflichtend. Ingenieure konzentrieren sich zwar schon seit den 1970er-Jahren auf die Entwicklung der aktiven Systeme. Die Anzahl ist aber erst im 21. Jahrhundert, angetrieben vom digitalen Fortschritt, immer schneller gewachsen.

Viele neue Sicherheitssysteme sind heute mit einer in der Windschutzscheibe eingebauten Frontkamera verbunden, wie sie beispielsweise seit 2008 im Opel-Flaggschiff Insignia mitfährt. Die jüngste Generation der Kamera, unter anderem im neuen Astra zu finden, bringt inzwischen eine ganze Palette zukunftsweisender Innovationen ins Fahrzeug.

Der Verkehrsschildassistent kann sowohl die Informationen der Frontkamera als auch des Navigationssystems verarbeiten, um den Fahrer stets auf dem Laufenden zu halten. Der Spurassistent kommt mit aktiver Lenkkorrektur und greift automatisch ein, sollte der Fahrer unbeabsichtigt die Spur verlassen. Weiterentwickelt wurde auch der Frontkollisionswarner, der den Fahrer nicht mehr nur akustisch und per Anzeige im zentralen Display alarmiert, sondern auch durch eine LED-Projektion in der Windschutzscheibe. Reagiert der Fahrer darauf nicht in ausreichendem Maße, erhöht das System den Bremsdruck (integrierte Bremsunterstützung) oder bremst das Auto vollkommen selbstständig ab (automatische Gefahrenbremsung).

UR:BAN und OnStar: Die Autos werden
intelligenter, selbstständiger und sicherer

Die Forschung geht aber noch einen Schritt weiter. Beispielsweise im Projekt UR:BAN, kurz für „Urbaner Raum: Benutzergerechte Assistenzsysteme und Netzmanagement“. 31 Partner aus der Automobil- und Zulieferbranche, Elektronik- und Softwarefirmen, Universitäten sowie Forschungsinstitute und Städte entwickelten hier gemeinsam neue Fahrerassistenz- und Verkehrsmanagementsysteme für die Stadt. Das vierjährige Projekt lieferte zwischen 2012 und 2015 neue Lösungen, die ein Fahrzeug etwa auf Gefahrensituationen in seiner Umwelt selbstständig reagieren lassen, es teilautomatisiert über eine Kreuzung geleiten können oder Fahrer in komplexen Verkehrssituationen unterstützen sollen. Ideen, die zeigen, dass intelligente Vernetzung eine immer wichtigere Rolle im vielstimmigen Konzert der Sicherheitsmaßnahmen spielt.

Wie weit die Technik schon heute ist, zeigen multifunktionale Systeme wie Opel OnStar, das der Rüsselsheimer Hersteller seit 2015 anbietet. OnStar ist rund um die Uhr als Schutzengel der Passagiere per Knopfdruck abrufbar. Wird bei einem Unfall der Airbag ausgelöst, alarmiert das System automatisch die Rettungsleitstelle und übermittelt den GPS-Standort des Fahrzeugs. Erst ab April 2018 sollen alle Neuwagen in der EU mit einem so genannten „eCall- System“ ausgestattet sein.

Die zahlreichen Sicherheitsinnovationen der vergangenen Jahrzehnte zahlen sich nachhaltig aus und spiegeln sich in der deutschen Unfallstatistik wider: Unglaubliche 21.332 Verkehrstote im Jahr 1970 sind bis heute trauriger Rekord, 2013 ließen nur noch 3.339 Menschen ihr Leben auf deutschen Straßen – trotz eines im Vergleich zu 1970 rund drei Mal höheren Verkehrsaufkommens. Die Quote der Verkehrstoten pro zugelassenem Pkw ist demnach um etwa das 20-fache gesunken.

Autor: Maximilian Köhling
– Pressemitteilung von Opel –
Infografik: Automobilservice/DesignKultur, Negelen & Repschläger GmbH